Vom Grundlsee zum Almsee / 10.10.-11.10.2008

DSC_9178 kleinFür die Strecke Paris - New York hat die Concorde rund 3,5 Stunden benötigt, genauso lange (oder kurz) wie ich mit öffentl. Verkehrs- mittel von Linz nach Gößl am Grundlsee. Die Concorde gibt es mittlerweile nicht mehr, die ÖBB fährt immer noch, damit wäre das Thema "Fortschritt" schon wieder erledigt.

Als letzter von insgesamt vier zahlenden Fahrgästen steige ich direkt bei der Haltestelle am See aus dem Bus. Während ich noch ein Foto vom verträumt vor mir liegenden See mache, fährt der Bus wieder leer zurück. Nun ist es ruhig, von der Ferne dringt das Geräusch einer Motorsäge zu mir, sonst nichts, nur Stille. Nachdem ich meinen Rucksack (etwa 13 Kilo) am Rücken fixiert habe, marschiere ich los. Zuerst geht's an einigen typischen Ausseerland-Häusern vorbei, aber bald beginnt der Ernst der Tour in Form eines steilen Waldwegs. Rasch gewinne ich an Höhe und bald verschwindet die Fleecejacke im Rucksack. Der Weg wird nun wieder etwas flacher, führt durch Waldstücke mit saftigen Moosböden und gelegentlichen Ausblicken zur fast senkrechten Felswand des Reichenstein.

Nach zwei Stunden komme ich zur idyllisch gelegenen Gößler Alm. Der Ausblick ist hier wie aus dem Prospekt des Fremdenverkehrs- verbandes. Tief unten der Grundlsee, weiter hinten der Gletscher des Dachstein (wie lange noch?), und das ganze Ensemble umrandet von gelb-braun verfärbten Laubbäumen. Bei dieser Kulisse schmeckt die Jause natürlich besonders gut. Aber ich halte mich hier nicht sehr lange auf, denn ich habe ja noch einen weiten Weg vor mir. Die Laubbäume weichen nun dem Nadelgehölz, der Weg ist angenehm zu gehen, die Temperatur spätsommerlich warm. Bald komme ich zum sog. Aibl, ein kleines Almgebiet mit einer bescheidenen Unterstandshütte. Vieh ist allerdings keines mehr da. Kurz darauf erreiche ich eine Scharte, bei der ich erstmals einen Blick zum Salzofen habe. Schaut eigentlich nicht sehr weit aus, ist es aber. Vorher mache ich aber noch eine Abstecher zum Dreibrüdersee. Vom Hauptweg erreicht man den kleinen Bergsee in etwa 15 Minuten (unmarkierter Steig), zurück dauert es etwas länger, da es wieder bergauf geht. Zum See selbst kann ich nicht viel sagen, nur soviel: selber hingehen und staunen, die Mühe lohnt sich.

Wieder zurück am Hauptweg beginnt nun der lange Anstieg zum Salzofen. Die ersten Schneereste des letzten Wintereinbruches überzeugen mich bald, dass es nun Zeit für die Gamaschen ist. Es sind immer nur kurze Stücke mit Schnee, aber ausreichend um die Schuhe von oben her zu füllen. Aber auf das kann ich heute verzichten. Mit fortschreitender Dauer des Aufstiegs wird auch das Gehtempo langsamer und schließlich bin ich froh, als der Gipfel des Salzofens in greifbare Nähe kommt. Kurz vorm höchsten Punkt geht es nochmals leicht abwärts in eine schneegefüllte Mulde, in der ich knietief einsinke. Wenige Minuten später habe ich es geschafft, nach meiner Erstbesteigung im Jahr 2003 stehe ich wieder am Salzofen. Im schönsten Nachmittagslicht kann ich die umliegenden Gipfel betrachten, wobei die südseitigen Hänge fast alle schneefrei sind. Um halb fünf breche ich wieder auf, denn der Abstieg zum Abblasbühel macht mir wegen der Steilheit und Exponiertheit noch etwas Kopfzerbrechen. Rasch erreiche ich die Scharte, folge alten Aufstiegsspuren und stehe schließlich im steilen Gelände auf einer rutschigen Schneeschicht. Vorsichtig quere ich zu einer aperen Rinne und steige langsam ab. Weiter unten wird es flacher, und erleichtert gehe ich zur Elmgrube hinunter. Bis zur Pühringerhütte ist es nicht mehr weit und ich schaffe es gerade noch, das Rotgschirr im letzten Tageslicht zu fotografieren. Bei der Hütte suche ich noch den dort versteckten
Cache und werde tatsächlich fündig.

Der Hüttenabend verläuft sehr ruhig. Beim Kachelofen sitzend lasse ich mir das Essen (vorzügliche Kasspatzn mit Krautsalat) schmecken. Gegen 21:30 verkrieche ich mich in mein Luxusbett in Form eines
Daunenschlafsacks. Da nur 9 Gäste in der Hütte nächtigen komme ich sogar in den Genuss, alleine im Lager schlafen zu können.

DSC_9292 klein Nach 9 Stunden Tiefschlaf stehe ich auf, schiebe den Vorhang zur Seite und blicke auf den Salzofen hinaus - der Tag fängt wirklich gut an. Heute möchte ich den Elm besteigen, die Gehzeit wird mit 1,5 Stunden angegeben. Ich benötige aber etwas länger, denn besonders im unteren Bereich ist der Steig vereist und teilweise schneebedeckt. Hier ist ein gutes Gleichgewichtsgefühl gefragt, wobei der schwere Rucksack auch nicht gerade erleichternd (im wahrsten Sinne des Wortes) ist. Weiter oben wird's aber besser, es sind hier auch weniger Spalten vorhanden. Der letzte steile Aufstieg zum Vorgipfel ist zum Glück schneefrei und einige Minuten später stehe ich oben. Ungewöhnlich ist, dass hier zwei Kreuze vorhanden sind, ein verwittertes Älteres, und ein neueres Gedenkkreuz. Es ist windstill, die Fernsicht wird - so wie gestern - nur durch die Gipfel begrenzt.

Der Abstieg ist dann doch einfacher als erwartet, denn die zarten Eisschichten haben sich in etwas weniger rutschiges Wasser verwandelt. Wieder bei der Hütte stelle ich fest, dass heute schon mehr los ist als gestern (für den Abend haben sich 120 Gäste angekündigt). Von einem ruhigen Hüttenabend kann da wohl kaum mehr die Rede sein.

Um ins Almtal zu gelangen muss ich zuerst zum Röllsattel. Bei normalen Verhältnissen ist dieses Wegstück rasch bewältigt, heute dauert es aber etwas länger. Hier ist viel Schnee liegen geblieben, teilweise auch eingeweht. Ich sinke immer wieder bis zu den Knien ein, was viel Kraft kostet. Die Pause beim Röllsattel ist daher mehr als verdient. Außerdem ist es die letzte Gelegenheit in der Sonne zu sitzen, denn der nordseitige Abstieg am Sepp-Huber-Steig liegt leider zur Gänze im Schatten. Der Weg ins Tal ist lange, besonders das letzte Stück bis zum See (rund 4km) zieht sich gewaltig. Aber irgendwann hat auch dieser Weg ein Ende, was gleichzeitig auch der Endpunkt der Überschreitung ist. Insgesamt habe ich 2360 Höhenmeter erstiegen und dabei etwa 34km zurück gelegt.

Fotos zur Tour