Mariazellerweg – 2. Etappe / 25.5.2012


Pünktlich auf die Minute kommt der Bus (Kurs 410) in St. Florian an. Ein älterer Herr fragt mich noch schnell beim Aussteigen wohin ich eigentlich will. “Nach Steyr”, meine Antwort. Etwas ungläubig wiederholt er fragend: “Nach Steyr, zu Fuß?” und wünscht mir einen schönen Tag.

Bereits nach einem Kilometer fällt mir eine interessante Anzeige auf einem Lichtmast auf. Da werden doch tatsächlich Personen gesucht, die sich fit essen sollen. Eigentlich total verrückt, wenn man etwas über den Tellerrand hinausblickt, wie z.B. hier.

Die weiteren 30 km bieten viel Zeit zum Nachdenken, Schauen, Fotografieren. Die Wegfindung ist einfach, sofern man eine Grundregel beachtet: im Zweifel geradeaus gehen, Abzweigungen sind immer irgendwie markiert.

Im Gegensatz zur ersten Etappe dominieren heute Wiesen-u. Feldwege, die wenig befahrenen asphaltierten Abschnitte halten sich vornehm zurück. Ich komme zügig voran, und bis zur Mittagsrast beim Mausoleum der Auersperger schaffe ich einen Schnitt von 4 km pro Stunde. Frisches Trinkwasser bekomme ich bei einer netten älteren Dame in Maria Laah.

Nach Losensteinleiten wird die Gegend zunehmend flacher. Eine lange Gerade bei Wickendorf scheint überhaupt nicht mehr zu enden, aber die Berge kommen doch ganz langsam näher. Nach einem schönen Waldabschnitt, wo sich ein Gedenkstein der Weitwanderer befindet, geht es zur Steyr hinab. Nun ist es nicht mehr weit bis Christkindl, wo ich beim noblen Christkindlwirt einen besonders schönen Kontrollstempel bekomme (die elegant gekleidete Dame an der Rezeption hat sich auch nicht durch mein äußeres Erscheinungsbild einschüchtern lassen und mich freundlich empfangen).

Nun ist auch Steyr nicht mehr weit, und bald kann ich den Turm der Stadtpfarrkirche in der Ferne sehen. Dort befinden sich an der Außenwand die schönen Grabplatten meiner Vorfahren, die ich – nach einer Stärkung im Schwechaterhof – besichtige.

Nach einem kurzen Stadtrundgang gehe ich zum Bahnhof und nehme den Regionalzug nach Linz.

Zusammenfassung der 2. Etappe
31 km, 8 Stunden Gehzeit (ohne Pausen), landschaftlich sehr abwechslungsreich, und – obwohl im Flachland – etwa 400 Höhenmeter.

Bilder

Endlich wieder im Schnee / 19.5.2012


Rettenbachtal, es ist kurz nach acht. Die Blätter leuchten in verschiedenen Grünschattierungen in der Morgensonne. Langsam steige ich höher und komme bald aus dem Wald heraus. Die Sicht auf die umliegenden Berge wird nun frei, teilweise sind die Gipfel noch schneebedeckt. Auf 1200 m dann die ersten Schneereste die mit zunehmender Höhe in eine geschlossenen Schneedecke übergehen.

Jetzt schlägt endlich die Stunde der Schneeschuhe, die bisher nur als Ballast am Rucksack baumelten. Ich gehe im unverspurten Gelände weiter, kann nun - so wie manchmal auch im Winter – eine mir von der Steigung angenehme Spur anlegen. Aber anstrengend ist es trotzdem.

Bis zum schlichten Gipfelkreuz des Gamsplan benötige ich heute fast 4 Stunden (musste viel spuren, unter normalen Umständen sind die 1300 HM in 3 Stunden zu schaffen). Erwartungsgemäß "verirrt" sich nur selten jemand auf diesen Berg, wie ein Blick in das Gipfelbuch bestätigt. Die meisten besteigen den benachbarten Hohen Nock, der aber nur um 61 m höher ist.

Bei Windstille kann ich lange in der Sonne sitzen und ausgiebig das Panorama genießen. Auf den Nockplatten, die von der Früh weg in der Sonne liegen, sind bereits die Kletterer unterwegs.


Panoramabild (zum Vergrößern anklicken)
Nockplatten (links) und Hoher Nock in Bildmitte

Der Abstieg geht dann wesentlich flotter, die Schneeschuhe gleiten gut dahin, und im oberen Teil des Budergraben kommen beinahe Schitourengefühle auf. Auf 1500 m quere ich weglos und daher etwas mühsam zum markierten Wanderweg zurück und folge diesem bis ins Tal.

Bilder

Mariazellerweg - 1. Etappe / 17.5.2012



Jetzt ist es also soweit. Ich beginne meinen zweiten Weitwanderweg, den 06er. Start ist am am Pöstlingberg, genauer gesagt direkt bei der Kirche, wo sich links vom Eingang die erste Markierung befindet.

Nach einem kurzen Besuch in der Kirche beginne ich die Wanderung mit dem Abstieg nach Linz. Anfangs geht es an luxuriösen Häusern mit prachtvoller Aussicht vorbei, ein Eindruck, an den ich im Laufe des Tages noch einmal denken werde. Ich folge dem Kreuzweg, der teilweise steil nach Urfahr hinab führt.

Kurz vor dem Petrinum befindet sich im Wald ein kleiner Soldatenfriedhof. Auf den schlichten Kreuzen stehen die Namen der Soldaten, die meisten waren noch junge Männer zwischen 20 und 30, die hier im 1. Weltkrieg fern ihrer Heimat gefallen sind. Welche Tragödien sich damals wohl abgespielt haben?

Wenig später erreiche ich die Knabenseminarstraße und somit den 09er (Salzsteigweg), der bis in die Gegend von Losensteinleiten ident mit dem 06er verläuft.

Nun geht es durch Linz. Eigentlich hätte ich mit diesen Abschnitt sparen können, allerdings wäre die Wanderung dann unvollständig. Außerdem ist es durchaus interessant, die Stadt aus dem Blickwinkel eines Fußgehers zu durchwandern. Bis zur Blumau, dort wo derzeit das Musiktheater gebaut wird, kann die Landstraße als typische Einkaufsstraße bezeichnet werden. Die anschließende Wienerstraße vermittelt aber ein anderes Bild. Die Häuser sind niedriger, die Auslagen weniger elegant, die Lokale bieten kaum mehr österreichische Kost. Auffallend ist auch der hohe Anteil an Wettbüros. Weiter südlich mehren sich die aufgelassenen Geschäfte, die Häuser sehen sehr abgewohnt aus, was für ein Kontrast zu den Prunkvillen am Pöstlingberg. Kurz darauf erreiche ich Ebelsberg, Zeit für eine kurze Pause beim Schloss.

Kurz nach der Autobahnunterführung biege ich auf einen schönen Wanderweg ein. Die 15 km durch die Stadt (ausschließlich Asphalt) liegen endlich hinter mir. Zwischen Wiesen und Felder führt der Weg nach Ölkam und von dort auf einer wenig befahrenen Nebenstraße nach St. Florian. Das Augustiner Chorherrenstift ist auf alle Fälle einen Besuch wert, und ich habe Glück. Es findet gerade ein Konzert statt, und so komme ich auch noch in den Genuss die Brucknerorgel zu hören.

Die Rückfahrt nach Linz verläuft problemlos, der Bus kommt pünktlich und ist auch günstig (€ 2,70).

Zusammenfassung der 1. Etappe
20 km, nur wenige Höhenmeter, insgesamt eine leichte Tour (aber hoher Asphaltanteil, daher doch wieder etwas anstrengend).

Bilder