Grenzlandtour III / 15.8.2012


Leider gibt es am Zeltplatz kein Frühstück, die meisten kochen selbst. Und da heute ein Feiertag ist, haben die Geschäfte zu. Also radle ich mit leerem Magen und der Hoffnung los, in Obernzell ein Kaffeehaus zu finden. Nach eine Stunde erreiche ich den kleinen Ort und habe Glück. Da hat tatsächlich eine Bäckerei geöffnet und einen Kaffee gibt’s hier auch. Der Tag ist gerettet.

Bei der Weiterfahrt passiere ich das Kraftwerk Jochenstein und wenig später völlig unspektakulär auch die Staatsgrenze. In Niederranna mache ich eine kurze Pause, eine schattige Bank direkt an der Donau bietet sich dafür bestens an. Hier könnte ich das Ufer wechseln, allerdings müsste ich dann neben der stark befahrenen Straße fahren. Also bleibe ich auf der linken Seite und nehme bei Schlögen die Fähre in Anspruch.

Der Radweg ist jetzt etwas stärker befahren, neben den Tourenradlern kommen nun auch die Tagesausflügler dazu, die sich die wunderschöne Fahrt durch die Schlögener Schlinge nicht entgehen lassen wollen.


Panorama Schlögener Schlinge (zum Vergrößern anklicken)

Aschach. Hier wechsle ich wieder einmal das Ufer und radle etwas abseits der Donau zu den Badeseen in Feldkirchen. Das Wasser dort macht optisch keinen besonders sauberen Eindruck, für eine kurze Abkühlung ist mir das aber egal (in drei Tagen schwimme ich ohnehin im Atlantik).

Den letzten Halt lege ich dann in Dörnbach ein. Die dortige Brauerei hat heute ausnahmsweise offen, das kann ich mir nicht entgehen lassen. Innerlich erfrischt radle ich die letzten Kilometer nach Hause.

Tagespensum 95 km

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Grenzlandtour II / 14.8.2012


Der Zeltabbau geht mittlerweile schon sehr rasch, und so bin ich bereits um 8 Uhr startklar. Vor dem Frühstück besuche ich die mächtige Burganlage, die um diese Zeit noch ziemlich verwaist ist. Aber dann gibt’s endlich den ersehnten Kaffee. Mitten am Stadtplatz genieße ich die Stimmung, beobachte die Menschen und denke mir: das ist Urlaub!

Mein nächstes Ziel ist der Inn-Salzachblick, ein schöner Aussichtspunkt der sich für eine kurze Rast anbietet. Ab hier folgt der Radweg dem Inn, die Salzach endet hier. Bald erreiche ich Braunau, wo ich am Wochenmarkt meinen Proviantbedarf decken kann. Wieder wechsel ich das Ufer und befinde mich bald im Europareservat Unterer Inn, wo ich im Schatten von mächtigen Bäumen Mittagsrast mache.

Ausgeruht und gestärkt radle ich weiter, da fallen mir erstmals die Stromkilometerangaben auf. Bis zur Mündung in Passau sind es also noch 51 km, ich sollte nun das Tempo doch etwas erhöhen. Bei nächster Gelegenheit wechsle ich wieder die Seite und komme nach einem längeren Abschnitt in den Gaishofer Auen nach Kirchdorf a. Inn und schließlich nach Obernberg. Auch hier beherrschen die bunten Häuserfronten den Stadtplatz, so wie in Braunau und auch in Schärding, der letzte größerer Ort am Inn.

Die Landschaft hat sich mittlerweile wieder etwas verändert, die weiten Felder haben sanften Hügeln Platz gemacht. Kurz vor Passau dann der letzte Seitenwechsel, ich befahre jetzt den Apfel-Radweg bis ins Zentrum der Dreiflüssestadt. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt suche ich den Zeltplatz, der sich nördlich der Donau befinden soll. Bedingt durch das Fehlen einer Landkarte sowie einer falschen Auskunft eines Passanten gelange ich erst auf Umwegen (einschließlich einer zünftigen Bergwertung) zum idyllischen Zeltplatz an der Ilz. Hier ist bedeutend mehr los, ich befinde mich nun am Donauradweg.

Tagespensum 103 km

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Grenzlandtour I / 13.8.2012


Es gibt sie noch, die berühmten weißen Flecken auf der Landkarte. Nicht in Asien, Sibirien oder Kanada, nein in unmittelbarer Nähe befinden sich diese wunderschönen Gegenden, die ich diesmal mit dem Rad erkunde.

Ich starte in Salzburg in Flughafennähe und beginne die Tour - bedingt durch die mangelnden Ortskenntnisse – mit einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt. Nach zweimaliger Überquerung der Salzach gelingt es mir doch den Tauernradweg zu finden, den ich in nördlicher Richtung folge. In Freilassing verpasse ich irgendwo eine Abzweigung, was sich mit 10 Zusatzkilometern zu Buche schlägt. Manchmal wäre es doch besser, eine Landkarte mitzunehmen.


Panorama “Salzachschlinge” bei Laufen
(zum Vergrößern anklicken)


Bis Laufen ist die Strecke etwas eintönig, fast immer geht es gerade der Salzach entlang. Ich wechsle das Ufer und bin nun wieder Österreich in zwar in Oberndorf, die “Stille Nacht Gemeinde”. Es geht nun weiter nach Ettenau, wo ich auf deutscher Seite weiterradeln könnte. Ungünstigerweise (hier rächt sich wieder das Fehlen einer Karte) bleibe ich aber in Österreich und komme so in den “Genuss” einer kurzen Bergwertung bei St. Radegund.

Es ist bereits später Nachmittag und ich weiß immer noch nicht genau, wo ich heute mein Zelt aufstellen werde, was mich schön langsam etwas beunruhigt. Kurz vor Burghausen, genauer gesagt in Ach, dann die Erlösung: ich lese das magische Wort “Camping” auf einem unscheinbaren Schild neben dem Radweg. Der Besitzer begrüßt mich freundlich, außer mir haben nur vier junge Französinnen ihre Zelte aufgestellt. Es ist eigentlich nur eine kleine Wiese im Obstgarten, die Sanitäranlagen (Dusche WC) sind im Haus untergebracht. Für anspruchslose Menschen vollkommen ausreichend, und mit € 9,- auch nicht gerade überbezahlt.

Nachdem nun das Nachtquartier gesichert ist, kann ich unbeschwert nach Burghausen essen gehen (bzw. radeln).

Tagespensum 81 km

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Mariazellerweg – 7. Etappe / 10.8.2012


Heute muss ich mich entscheiden. Zwei Varianten des Weges stehen zur Auswahl. Entweder durch die Ötschergräben, oder die etwas kürzere südlichere Route über den Zellerrain. Ich wähle die Variante durch die Schlucht.

Beim Verlassen des Schutzhauses ist es bedeckt, in der Ferne gehen erste Regenschauer nieder. Auch das gehört zum Wandern, es kann nicht nur die Sonne scheinen. Rasch erreiche ich den Riffelsattel und folge nun einem steilen Weg bis zu einer Forststraße. Mittlerweile haben mich die Regenwolken eingeholt, erstmals kommt jetzt der kleine Schirm zum Einsatz. Der leichte Nieselregen hat irgendwie eine beruhigende Wirkung, fast meditativ gehe ich so einige Kilometer dahin.

Die Abzweigung in die Gräben ist nicht zu übersehen, auf dem teilweise steilen Pfad steige ich bis zum Talgrund hinunter. Der Regen hat nun wieder aufgehört, die Luft ist wie rein gewaschen. Der Weg wird nun schmäler, teilweise ausgesetzt schlängelt er sich dem Bachlauf folgend durch eine zerklüftete Landschaft. An einigen Stellen sollte man besser nicht ausrutschen (ich habe mir zum Stolpern daher eine günstige Stelle ausgesucht). Beim Ötscherhias, eine kleine Jausenstation, die auch von anderen Richtungen erreicht werden kann, überquere ich den Bach und steige - anfangs steil - zum Erlaufstausee hinauf.

Eine Stunde später erreiche ich Mitterbach, wo ich NÖ verlasse und steirischen Boden betrete. Auf den Wegweisern ist jetzt erstmals die Gehzeit bis nach Mariazell angegeben, ein untrügliches Zeichen, dass ich dem Ziel meiner Wanderung bereits nahe bin. Der Weg verläuft immer noch abseits der Hauptstraße, teilweise durch Wald, dann wieder über Wiesen, bis der außerhalb vom Ort gelegene Bahnhof in Sicht kommt. Auf einem schönen Fußweg (Bahnpromenade) nähere ich mich dem Zentrum des Ortes, die markante Basilika ist bereits zu sehen. Einmal noch die Hauptstraße B20 überqueren, und dann biege ich zum Hauptplatz ein. Punkt 14 Uhr stehe ich vor der Kirche, und die Glocken läuten zu meiner Begrüßung.

Auf einer Bank am Vorplatz lasse ich die Stimmung auf mich wirken, zahlreiche Besucher, darunter auch einige Pilger (zu Fuß oder mit dem Rad) tummeln sich am Kirchenplatz. In der Kirche dann ein ähnliches Bild, wobei eine besondere Stimmung, Erleuchtung oder ähnliches bei mir nicht aufkommt. Der Wirbel ist hier einfach zu groß.

Beim anschließenden Rundgang um die Kirche wird mir dann bewusst, wie kommerziell es hier zugeht. Der angebotene Ramsch findet sich anders beschriftet wohl überall auf der Welt. Dennoch empfinde ich eine gewisse Befriedigung diesen Ort aus eigener Kraft erreicht zu haben.

Kurz vor 16 Uhr setzt sich die betagte E-Lok der Mariazellerbahn in Bewegung. Für die 85 km nach St. Pölten benötigt der Zug zweieinhalb Stunden, anschließend geht’s mit 200 km/h auf der Westbahn etwas zügiger nach Linz zurück.

Zusammenfassung der 7. Etappe:
Äußerst abwechslungsreich, fast nur Waldwege und Forststraßen. Lediglich kurz vor Mariazell beginnt der Asphalt. Etwa 25 km, nur ein kurzer Anstieg zum Erlaufstausee.

Schlussworte

Ich möchte keinen der rund 180 Kilometer des Mariazellerweges missen, angefangen von der scheinbar endlosen Durchquerung von Linz, bis zu den wilden Gräben des Ötschers. Überall sind mir freundliche Menschen begegnet, und kein einziger Hund hat mich angebellt. Nur eine Frage blieb unbeantwortet: welcher Weitwanderweg folgt nun.

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Mariazellerweg - 6. Etappe / 9.8.2012


Ich habe gut geschlafen, lediglich das Rauschen des nahen Baches war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Das Frühstück dann wie erwartet, reichlich und gut. Nach dem Packen meiner wenigen Habseligkeiten gehe ich hinaus in den klaren noch kühlen Tag. Zuerst entlang des Sees, später wieder ansteigend durch schönen Wald gelange ich zum sogenannten Durchlass – eine schöner Platz für eine erste Rast.

Einige Kilometer später überquere ich wieder die Ois (Ybbs), und nähere mich nun Lackenhof, einem kleinen Ort am Fuße des Ötschers. Wie sich schnell herausstellt, wurde auch hier die Infrastruktur auf ein absolutes Minimum reduziert. Das einzige Lebensmittelgeschäft musste auf Grund der übermächtigen Konkurrenz der Großmärkte zusperren, eine bescheidene Jause kann ich nur mehr beim örtlichen Skiverleih erstehen.... traurig diese Entwicklung.

Vor dem Anstieg zum Ötscher kann ich bei der Jugendherberge noch die Wasserflaschen füllen, dann steige ich meist entlang der Piste zum Riffelsattel auf
1283 m auf. Eine herrliche Aussicht entschädigt für den zuletzt steilen Anstieg, aber es sollte noch viel besser kommen.

Zwei Stunden später stehe ich am Ötscher, und wie bestellt reißen die Wolken immer mehr auf und geben den Blick auf die umliegenden Berge frei. Bei klarer Sicht könnte ich bis nach Linz zum Pöstlingberg sehen, aber heute ist es etwas dunstig.

Gemütlich steige ich nach einer Stunde Gipfelrast zum Ötscherschutzhaus ab, ich habe keine Eile. Die Tagesausflügler sind bereits auf dem Weg ins Tal (zu Fuß oder mit dem Sessellift), einige wenige übernachten im Schutzhaus. Für € 21,- bekomme ich ein schlichtes Zimmer, Dusche und Frühstück, was will man mehr.

Zusammenfassung der 6. Etappe
Etwa 18 km, dafür mehr Höhenmeter, schöne Waldwege, keine Straßenabschnitte. Die Besteigung des Ötschers ist eine lohnende Fleißaufgabe.

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Mariazellerweg – 5. Etappe / 8.8.2012


Mit reduziertem Rucksackgewicht (9 statt 12 Kilo wie zuletzt) steige ich als einer der wenigen Fahrgäste aus dem Zug. Der Himmel ist bedeckt, es hat 19 Grad, also ideales Wanderwetter. Im Ort kaufe ich mir noch eine Jause und dann geht's los. Bis Ybbsitz folge ich nun dem Ybbstal-Radweg und spare so eine Stunde Gehzeit (der 06er führt etwas abseits auf einem Höhenrücken mit schöner Aussicht, die auf Grund der tief hängenden Wolken heute aber nicht so toll sein dürfte).

Ich befinde mich nun im Herzen der Eisenwurzen, einige historische Gebäude und Anlagen sind noch vorhanden und teilweise auch zugänglich. Begleitet vom Rauschen des Baches erreiche ich bald die sogenannte Erlebnisbrücke, ein schöner Platz für eine kurze Pause.

Beim Blick auf die Landkarte wird mir aber schnell klar, dass ich nun das Tempo etwas erhöhen muss, denn Lunz ist noch weit weg. Dazwischen liegt aber noch Maria Seesal, und vorher ein längerer Anstieg. Zum Glück ist es nach wie vor bewölkt, ins Schwitzen komme ich aber trotzdem.
 
In Maria Seesal ist es wieder an der Zeit für eine kurze Rast, verfeinert mit einer Cremeschnitte + Kaffee. Die Stärkung kann ich gut gebrauchen, denn bald geht es wieder bergauf. Zuerst noch auf einer Forststraße, später auf einem steilen Waldweg der nahtlos in eine gatschige Weidefläche übergeht erreiche ich einen markanten Sattel, das sogenannte Gscheid (843 m). Dieser Punkt ist aus zwei Gründen erwähnenswert: erstens hat man hier einen herrlichen Blick auf den Ötscher, und zweitens geht es jetzt nur mehr bergab.

Bei strahlendem Sonnenschein passiere ich Ober-u. Unterhackstock ehe ich in Bodingbach auf den Bahnerlebnisweg stoße, den ich bis Lunz nicht mehr verlasse. Auf mehreren Schautafeln entlang der Strecke wird der schwierige Bau und Betrieb dieser Nebenbahn beschrieben.

Die Quartiersuche ist dann nicht ganz so einfach wie erwartet. Im Gasthaus Zellerhof ist kein Zimmer frei, und die Privatpensionen liegen auch nicht gerade wie Sand am Meer vor mir. Schließlich werde ich bei Fam. Höllmüller in der Seestraße freundlich aufgenommen. Um
€ 25,- bekomme ich hier ein schönes Zimmer und am nächsten Morgen ein schmackhaftes Frühstück.

Zusammenfassung der 5. Etappe:
Etwa 35 km, sehr abwechslungsreich, zwei anstrengende Anstiege.

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