Geschichtsstunde / 29.11.2014

IMG_7336Immer noch schönes Herbstwetter, unten grau und oben blau. Ich starte beim großen Parkplatz der Hössbahnen. Normalerweise herrscht um diese Zeit Skibetrieb, heute wirkt der große Platz verlassen. Dann der erste Wegweiser beim Gemeindehaus: mit 4h 30min wird hier die Gehzeit auf den Kl. Priel angegeben. Ob sich das heute ausgeht?

400 Meter höher und eine Stunde später stehe ich in der Sonne. Zeit für eine erste Rast. Das Stodertal liegt heute vollkommen unter dem Nebel. Kurzärmelig sitze ich in der Sonne und betrachte die umliegenden Gipfel durch mein scharfes Fernglas.

Kurz vor 10 Uhr gehe ich weiter. Zügig steige ich den langen Prielerplan aufwärts, an dessen Ende mich nicht nur eine kurze Trinkpause, sondern auch ein imposanter Blick zum Kl. Priel erwartet. Der Gipfel scheint bereits zum Greifen nahe, was aber täuscht. 500 Höhenmeter fehlen noch.

Der folgende Abschnitt ist mit Sicherheit der landschaftlich Schönste, garniert mit Tiefblicken ins Eis-u. Schnablkar sowie auf die umliegenden Gipfel. Zwei kurze Passagen erfordern erhöhte Aufmerksamkeit, dann folgt noch der sich etwas ziehende Gipfelanstieg, und pünktlich zum Mittagessen stehe ich neben dem kleinen Kreuz. Meine drei Stunden reine Gehzeit für 1550 HM relativieren sich etwas beim Blick ins Gipfelbuch. Vor mir hat das heute einer schon in zwei Stunden geschafft. Ich “tröste” mich mit der Gedanken, dass er wahrscheinlich ein Drittel jünger ist als ich.

Eigentlich wollte ich schon absteigen, da fällt mir etwas abseits vom Gipfelkreuz ein flacher Stein auf. Im schräg einfallendem Nachmittagslicht ist auch eine Inschrift zu erkennen: Erzherzog Rainer 1804. Zu Hause recherchiere ich ein wenig. Der Erzherzog, jüngerer Bruder des Kaisers Franz, lebte von 1783 bis 1853. Im Alter von 21 Jahren hat er den Kl. Priel bestiegen. Es ist die früheste Erwähnung einer Besteigung des Kl. Priel. Die Frage, ob die Inschrift nun 210 Jahre alt ist, oder nachträglich eingemeißelt wurde, bleibt allerdings unbeantwortet.

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Traunstein / 23.11.2014

IMG_7277Heute wäre Traumstein die bessere Bezeichnung. Unten Nebel, oben Sonne, und das Ende November. Die Grenze zwischen kalt und warm liegt bei etwa 800 m, dort wo der Sulzkogel wie ein überdimensionaler Obelisk aus dem Nebel ragt. Die Handschuhe und Mütze verschwinden schnell im Rucksack, wenig später auch noch der ohnehin sehr dünne Pulli. Kurzärmelig steige ich konzentriert am Naturfreundesteig höher.

Irgendwie kommt mir der Weg heute anspruchsvoller als zuletzt vor fünf Jahren vor. Liegt das an der mangelnden Erfahrung im stellenweise doch ausgesetzten Gelände, oder am Alter? Vermutlich eine Kombination aus beiden Faktoren.

Exakt drei Stunden benötige ich bis zum neuen Naturfreundehaus, keine Glanzleistung, aber darum geht’s mir auch gar nicht. Aber auffallend ist schon, dass zumindest die Hälfte der Bergsteiger den Traunstein offenbar als Trainingsgerät verwendet, mit normaler Bekleidung und knöchelhohen Schuhen fällt man bereits auf. Minimalausrüstung – vorzugsweise der Marke Skinfit – liegt voll im Trend.

Die Terrasse beim neuen Haus entpuppt sich als absoluter Traum. Windgeschützt, sonnig und eine Aussicht wie aus der Tourismuswerbung. Insgesamt ein sehr ansprechender Neubau. Den nahen Gipfel lasse ich mir natürlich nicht entgehen, ein Abstecher der es wert ist, denn selten hat man das Kreuz für sich alleine.

Für den Abstieg nehme ich den längeren Weg zur Mairalm. Zwar nicht so ausgesetzt wie der Naturfreundesteig, aber auch mit einigen Möglichkeiten zum Abstürzen. Etwa bei der Hälfte kann ich die Wasserflasche auffüllen, ein willkommenes Geschenk für meine ausgetrocknete Kehle. Kurz darauf komme ich zu einer schlichten Bank, zwar ohne Lehne, aber dafür mit einer traumhaften Aussicht.

Eine Stunde lang sitze ich hier bis die Sonne hinter dem Höllengebirge verschwindet. Der Preis dafür: bei Finsternis durch die Tunnels ohne Lampe (aber man lernt ja bekanntlich aus Fehlern. Daher werde ich das nächste mal nicht früher absteigen, sondern eine Stirnlampe mitnehmen).

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Erstbesteigung / 9.11.2014

IMG_7112Beim Jagdhaus “Tragl” dringt zaghaft die Sonne durch die Nebeldecke und wenig später stehe ich bereits in der Sonne. Was für ein Beginn. Gut gelaunt bringe ich den eher faden ersten Abschnitt bis zur Kaltau rasch hinter mich. Von hier kann ich bereits das Gipfelkreuz erkennen, die optische Nähe täuscht aber. Es sind doch noch 529 hm bis zum Gipfel.

Bei der Abzweigung zum Törl gibt es jetzt freie Sicht zum Kasberg, da einige Bäume geschlägert werden mussten (Käferbefall und Windwurf). Die Stämme wurden mit einer Seilbahn ins Tal gebracht, eine Schwerarbeit wie mir ein Jäger (oder war es ein Forstwirt) bei einem kurzen Gespräch erklärt.

Den Nebengipfel der Kremsmauer, die Pyramide erreiche ich kurz nach 11 Uhr, und so steht einer ausgiebigen Gipfelrast nichts im Wege. Auf den Hauptgipfel verzichte ich, zu ausgesetzt ist mir der kurze Übergang zum höchsten Punkt.

Beim Blick auf die umliegenden Gipfel fällt mir dann eine unscheinbare Erhebung südlich der Kaltau auf. Durchs Fernglas versuche ich mögliche Aufstiegswege zu erkennen. Bis etwas zur Hälfte verläuft ein Forstweg, weiter oben sollte der Aufstieg durch einen mehr oder weniger dichten Wald möglich sein. Aber das wird sich erst vor Ort herausstellen.

Zurück in der Kaltau überlege ich kurz, ob ich den schattigen Aufstieg noch versuchen soll. Da ich noch genug Zeit habe, gehe ich zügig los, zuerst auf der Forststraße wie geplant, anschließend durch lichten Wald, manchmal entlang einer Gemeindegrenze mit Sicherheitsabstand zum östlich am Waldrand befindlichen Abbruch. Weiter oben wird es etwas steiler, aber nur ein kurzes Stück, denn bald erreiche ich die Gipfelwiese, die jetzt noch in der Sonne liegt.

Mit GPS-Hilfe suche ich den höchsten Punkt und errichte dort ein provisorisches Kreuz. Ich stehe am Hochedl (1424 m), ein vermutlich selten bestiegener Gipfel. Bei der letzten Jausenpause auf einem Baumstamm sitzend genieße ich die wunderbare Aussicht zur Kremsmauer im Norden und zur Prielgruppe im Süden.

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Herbstfarben / 2.11.2014

IMG_6958Die Tage werden jetzt merkbar kürzer, und im Schatten ist es empfindlich kalt. Es ist jetzt die Zeit für die langen südseitigen Anstiege, die sich im Sommer in einen Backofen verwandeln. Aber jetzt Anfang November zählt jede Sonnenstunde. 

Tourverlauf Parkplatz im Rettenbachtal – Budergraben – Hoher Nock (1350 hm).

Der Schnee beginnt am Ende des Budergrabens, stellenweise wären jetzt Grödel nicht schlecht, weiter oben dann  Gamaschen. Beides habe ich nicht mit. Oben sind die Latschen durch den Schnee bereits niedergedrückt, der Weg schwer bis gar nicht erkennbar. Nach dem Latschengürtel wird es besser, und die letzten Meter zum Gipfel sind dann vollkommen aper. Dreieinviertel Stunden habe ich heute benötigt, und das trotz Kampf mit den Latschen. Die Kondition passt, der Winter kann kommen.

Etwas abseits ist es praktisch windstill, ich sitze über eine halbe Stunde kurzärmelig in der Sonne.Durch das Fernglas beobachte ich die Kletterer auf den Nockplatten, der Fels ist dort sicher angenehm warm.

Der Abstieg im weichen Nachmittagslicht ist heute besonders schön, goldgelbe Lärchen, blauer Himmel und einige Schneeflecken geben einen tollen Kontrast. Um 16 Uhr bin ich wieder beim Ausgangspunkt, ein wunderbarer Bergtag ist zu Ende. 

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