Die Königsetappe - Klosterweg 4 / 6.6.2015

Heute stehen mir 1200 HM Aufstieg bevor. Mittlerweile habe ich mich an den Rucksack gut gewöhnt. Das Gewicht lastet hauptsächlich am Becken, die Schultern sind entlastet, ein Vorteil des wirklich sehr guten Tragesystems meines „Cerro Torre“. Die Mitnahme des Schlafsackes wäre eigentlich nicht nötig gewesen, ich hätte auch den kleineren Rucksack nehmen können, aber da hätte ich trotz des geringeren Gewichtes wohl Rückenschmerzen bekommen. So gesehen war die Entscheidung richtig.

Nach einem ausgiebigen Frühstück gehe ich bei Traumwetter los. Der Forstweg verläuft etwas neben der Hauptstraße, nur den letzten Kilometer muss ich bis zur Abzweigung in Oberlaussa auf Asphalt gehen. Der nun folgende Abschnitt ist mir schon von der Skitour ins Rosskar bekannt. Bei der Menggalm zweige ich aber links zum Admonterhaus ab.

Klapfboden. Die Steigung nimmt langsam zu, ich gewinne rasch an Höhe. Beim Kleinen Seeboden dann die erste Rast neben der verfallenen Jagdhütte. Es ist ein schöner schattiger Rastplatz.

Nach einer kurzen Begegnung mit einer aufgescheuchten Kreuzotter komme ich bald zum Großen Seeboden, wo ich auf die letzten Schneereste des heurigen Winters treffe. Hier ist es merklich kühler, ein angenehmer Wind macht das Wandern zum Vergnügen.


Nach einer weiteren verfallenen Hütte kommt der letzte Anstieg zum Admonterhaus (zieht sich etwas). Kurz vor 12 Uhr erreiche ich die gut besuchte Hütte. Als Fleißaufgabe besteige ich noch die Admonter Warte (oben etwas luftig, aber dafür eine herrliche Aussicht). In der Ferne kann ich nun erstmals die beiden Türme der Stiftskirche von Admont erkennen und mir wird klar, dass meine Wanderung am Klosterweg langsam dem Ende zugeht.

Abstieg nach Hall am "Karl Martin Weg", es wird immer wärmer, der Wasserverbrauch steigt nochmals an. Zum Glück gibt es auch hier einen Brunnen (300 m nach dem Johannesbründl). Über frisch gemähte Wiesen komme ich langsam in die „Ebene“. Und hier ist es wirklich heiß. Schattenlos gehe ich etwa 1 km bis zu einer Kreuzung, wo ich einen unscheinbaren Wegweiser (Benediktweg) entdecke. Ich verlasse die Straße und folge einem schmalen Pfad, der im Schatten entlang des Eßlingbaches zur Enns führt. Bei der dortigen Brücke überquere ich den Fluß und jetzt ist mein Ziel zum Greifen nahe. Kurz vor 16 Uhr Uhr stehe ich nach insgesamt 95 km vor der imposanten Stiftskirche, der Klosterweg ist jetzt Geschichte.

Bilder

Fakten
 
1. Etappe (30,5 km / 970 HM) Garsten - Großraming
2. Etappe (21,5 km / 1300 HM) Großraming - Anlaufalm
3. Etappe (21,5 km / 840 HM) Anlaufalm - Laussabaueralm
4. Etappe (21,5 km / 1220 HM) Laussabaueralm - Admont

Durchs Hintergebirge - Klosterweg 3 / 5.5.2015

Über sieben Stunden Tiefschlaf, was für eine Wohltat. Keine Spur von Müdigkeit, keine Rückenschmerzen trotz 10 kg Rucksack. Frühstück mit Panoramablick, und das für € 22,- im Lager.

Kurz nach 8 Uhr breche ich auf. Ich überquere die weite Almfläche bis zu einem Gatter, wo mich bereits einige Kühe erwarten. Wahrscheinlich sind sie harmlos, aber so recht anfreunden kann ich mich mit den Tieren dennoch nicht. Mit Respektabstand gehe ich zügig vorbei, es sollte aber nicht die einzige Begegnung an diesem Tag bleiben.



Nun folgt ein landschaftlicher Höhepunkt, der Hochschlacht. Ein schmaler, teilweise ausgesetzter Steig führt ins Herz des Reichraminger Hintergbirges hinunter zur Großen Schlucht. Über mehrere Steilstufen fließt das Wasser ins Tal und hat dabei im Laufe vom Jahrhunderten (oder Jahrtausenden?) beckenförmige Auswaschungen, sogenannte Gumpen, geschaffen. An einer besonders aussichtsreichen Stelle (mit Bank) mache ich wieder eine lange Pause. Ein großer Vorteil des Alleingehens. Ich kann rasten wo und wie lang ich will.

Beim Schleierfall - hier mündet der vorhin erwähnte Bach in den Reichramingbach - treffe ich auf den mir gut bekannten Radweg. Diesem folge ich nun 3 km aufwärts. Der Sonnenstand ist hier um die Mittagszeit leider sehr ungünstig, kaum Schatten und dazu ein warmer Wind. Und irgendwann wird es mir dann doch zu heiß. Kurz vor einem Tunnel sehe ich linkerhand eine kleine Sandbank, die sich für eine weitere Rast richtig aufdrängt.

Die Abkühlung im glasklaren, kalten Wasser tut gut. Und die kann ich auch gut gebrauchen, denn jetzt stehen mir 450 HM Aufstieg zur Blabergalm bevor. Und hier spüre ich erstmal eine gewisse Müdigkeit, die sich im Nachhinein aber eher als Energie(Fett)mangel herausstellen sollte. Nach einer (relativ) kalorienreichen Jause und dem Genuss von zwei gekühlten Radlern steht dem Weitermarsch nichts mehr im Wege, wenn da nicht meine "Freunde" wären. Diesmal sind sie zum Glück harmlos, sie schauen neugierig, aber verfolgen mich wenigstens nicht.

Der Knappenweg, auf dem ich mich nun befinde, führt unterhalb vom Blaberg-Hochkogel zum Ahornsattel hinauf. Die Steigung ist mäßig, es ist ein angenehmes Gehen im Schatten von hohen alten Bäumen. Rechts unterhalb höre ich das Rauschen des Ameisbaches.

Nach 1,5 Stunden erreiche ich den Ahornsattel, und damit auch die weitflächige Dörflmoaralm. Von hier könnte ich in einer Stunde den Wasserklotz besteigen. In Anbetracht der Hitze verzichte ich aber darauf und lege mich stattdessen unter einen schattenspendenen Baum. Möglicherweise entsteht jetzt der Eindruck, dass meine Wanderung hauptsächlich aus Rasten besteht. Aber das täuscht. Bis zum Abend werde ich auch heute wieder über 20 km zurückgelegt haben.

Es folgt der einstündige Abstieg zum Hengstpass der durch eine herrliche Aussicht zu den Haller Mauern geprägt ist. Anschließend folgt ein kurzer Straßenabschnitt, den man vielleicht umgehen hätte können (allerdings habe ich nirgends eine passende Markierung entdeckt). Bei der Karlhütte bin ich jedenfalls froh, die Straße wieder verlassen zu können. Vorbei an der Rot-Kreuz-Kapelle gehe ich nun entlang des Rotkreuzbaches bis zur Laussabaueralm, wo ich bereits erwartet werde. Nach einem schmackhaften Abendessen schlafe ich auch hier tief bis kurz vor sieben Uhr.

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Fortsetzung - Klosterweg 2 / 4.6.2015

Letztes Jahr habe ich in Großraming die erste Etappe beendet. Nun folgt die Fortsetzung bis Admont. Für die gut 60 km habe ich drei Tage zur Verfügung. Um halbzehn steige ich aus dem fast leeren Zug, setze das GPS Gerät auf null und gehe los.

Das Ziel des heutiges Tages ist die Anlaufalm. Sie liegt zwar nicht am originalen Wegverlauf, bietet sich aber zum Übernachten an. Um nicht die asphaltierte Straße durch den Lumplgraben nehmen zu müssen, wähle ich die etwas längere Variante durch den Sandluckngraben. Der Umweg schaut auf der Karte nicht besonders groß aus, tatsächlich habe ich aber fast vier Stunden bis nach Brunnbach benötigt, also doppelt so lang. Dafür habe ich Gegenden gesehen, die ich sonst nie kennengelernt hätte.

Nach der ausgiebigen Rast gehe ich am Kreuzweg (Nr. 488) anfangs steil zum "Rauchgrabner" hinauf. Ab hier geht es dann immer leicht bergauf/bergab zur Ortbaueralm, wo ich abermals raste und die Wasserflasche füllen kann. Heute ist es sehr warm und der Flüssigkeitsbedarf dementsprechend hoch. Ein großer Vorteil im Hintergebirge ist die praktisch flächendeckende Verfügbarkeit von Trinkwasser, im nahen Sengsengebirge schaut das aber ganz anders aus.

Bald erreiche ich die Abzweigung zum Hochkogel. Natürlich hätte ich auch den Gipfel auslassen können, aber die schöne Aussicht und der wunderbare Abstieg in der Abendsonne entschädigen für die zusätzlichen Höhenmeter.

Am Klausriegel, unterhalb vom Bauernkreuz, mache ich nochmals Pause. Die Aussicht ist hier einfach zu schön um weiterzugehn. Außerdem habe ich genug Zeit. In der Ferne kann ich die Blahbergalm erkennen, sie werde ich morgen erreichen.




Bei der Anlaufalm (982 m) werde ich bereits erwartet, zumal ich ein Quartier reserviert habe. Das wäre allerdings nicht notwendig gewesen. Außer mir nächtigt hier nur ein Ehepaar, das ebenfalls den Klosterweg geht, und die haben ein Zimmer. So habe ich das ganze Lager für mich alleine, was für ein Luxus.

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