Wieder am Jakobsweg unterwegs / 29.5.2016

Von Frankenmarkt nach Neumarkt am Wallersee. Diese Etappe habe ich bereits 2014 mit dem Rad befahren. Ganz zufrieden war ich damals ja nicht, daher gehe ich es diesmal wesentlich langsamer an.

Wie bestellt lichtet sich beim Weggehen vom Bahnhof der Nebel und wenig später gehe ich bereits in der Sonne. Schon bei der ersten kurzen Steigung in Kühschinken wird mir klar, dass ich bei Gehgeschwindigkeit mehr sehe. Natürlich gibt es auch Nachteile, denn wenig attraktive Abschnitte, die man eher schnell hinter sich bringen möchte, gibt es immer wieder.

Bei Schwaigern überquere ich die Vöckla und nähere mich bald den Geleisen der Westbahnstrecke Wien – Salzburg. Hier befindet sich ein schöner schattiger Rastplatz, gerade recht für eine erste kurze Pause. Gestärkt wandere ich bald wieder weiter, zuerst länger durch einen auffallend grünen Wald, später über freies Gelände nach bis zur kleinen Ortschaft Hochfeld. Eine schöne Aussicht und ein angenehmes Bergabstück bis zur Bahnstation Oberhofen-Irrsee sind die unspektakulären Eckdaten der folgenden Kilometer.

Mittagsrast bei der Bahnstation. Diese liegt direkt in einer scharfen Kurve, welche die Züge zur Langsamfahrt zwingt. Nach nur kurzer Rast gehe ich weiter, wobei ich mich jetzt vorwiegend auf die Beschaffung von Trinkwasser konzentriere. Und ich habe Glück. Am Ende des Siedlungsgebietes befindet sich ein Brunnen, der offenbar für durstige Pilger neu errichtet wurde. Mit frischen 1,5 Liter Wasser gehe ich den etwas längeren Anstieg zur Hager Kapelle wesentlich gelassener an. Denn Flüssigkeitsmangel ist einer der Hauptgründe für Müdigkeit, aber diesen Schwachpunkt habe ich beseitigen können.

In der besagten Kapelle befindet sich ein dickes Pilgerbuch mit einem Eintrag vom heutigen Tag. Zwei Frauen sind auf dem Weg, vermutlich einige Stunden vor mir, hier vorbeigekommen. Ein Zusammentreffen mit anderen Wanderern gibt es selten, am ehesten noch in Unterkünften oder Pilgerherbergen am Abend. Aber davon bin ich noch weit entfernt.

Mit Blick auf den Wallersee gehe ich die letzten Kilometer nach Pfongau hinunter, wo ich den markierten Weg verlasse um zum Bahnhof in Neumarkt zu gelangen. Das nächste mal werde ich hier den Weg nach Salzburg fortsetzen.

Eiskapelle / 21.5.2016



Da ich immer noch nicht ganz fit bin, werde ich heute etwas "leiser treten", mir schwebt da eine Kombination aus wenigen Höhenmetern mit vielen Pausen vor. Dafür hab ich eine Wanderung ausgewählt, die aus einem bestimmten Grund nur im Frühling empfehlenswert ist: die Eiskapelle im östlichen Sengsengebirge. Die dort befindlichen Eissäulen sind je nach Temperatur bis in den Frühsommer vorhanden, beim diesjährigen Winter vermutlich aber nicht so lang (oder gar nicht).

Bei Prachtwetter starte ich beim Haslersgatter und beginne mit einem kurzen Bergabstück zur Rumpelmayrreith. Am Ende der Alm zweigt der unmarkierte Weg links ab. Es geht nun vorerst flach, später aber etwas steiler bis zu einer markanten Rinne auf etwa 1400 m Höhe, wo der Steig zur Höhle abzweigt. Die Schlüsselstelle kommt gleich am Anfang, nämlich die Querung der besagten Rinne (bei Nässe nicht zu empfehlen). Es folgt eine Querung und ein Abstieg von etwa 70 Meter bis zum Höhleneingang, wo mich eine angenehme Kühle empfängt.

Ausgerüstet mit Pullover, Kamera und Stativ steige ich vorsichtig in die riesige Halle hinunter (etwa 60 Meter lang, 30 Meter breit und 6 Meter hoch). Wie befürchtet liegen hier aber nur mehr Eisreste herum, wohl eine Folge des viel zu warmen Winters. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkenne ich im hinteren Teil ein eigenartiges Gebilde, was sich bei näherer Betrachtung als kleine Eissäule herausstellt. Im Schein der Lampe mache ich einige Fotos und übersehe dabei vollkommen, dass ich schon ganz klamme Finger habe. Ich steige rasch ins Freie und nach einer kurzen Aufwärmphase später nochmals in die Höhle (diesmal aber mit Winterbekleidung). Erwähnenswert sind auch noch das Höhlenbuch sowie eine kleine Statue des hl. Antonius.

Durchgefroren beende ich gegen Mittag meine Erkundung und gehe wieder zum "Hauptweg" zurück. Es folgt der Aufstieg auf einem gut sichtbaren Steig bis zum Latschengürtel, wo eine ausgeschnittene Gasse beginnt. Diese sollte man keinesfalls verfehlen, ansonsten ist hier ein Durchkommen unmöglich. Kurz vorm Gipfel mache ich noch die Bekanntschaft mit einer Kreuzotter, die sich auf einem dicken Ast direkt am Weg sonnt.

Mit Erreichen des Steyrecks habe ich nun alle Gipfel des Sengsengebirges bestiegen (natürlich ohne künstlichen Sauerstoff). Auf Grund dieses Erfolges gönne ich mir eine extra lange Mittagspause. Ausgerastet setze ich am frühen Nachmittag meine Rundwanderung fort. Mein nächstes Ziel ist die Mayralm, wo ich beim sog. Jägerkreuz nochmals eine längere Pause einlege. Was sich hier im Okt. 1923 abgespielt hat, kann man übrigens nachlesen (Geschichten aus der Region des Nationalpark Kalkalpen, Josef Weichenberger, Seite 81 – 83).

Am späten Nachmittag verlasse ich das weite Almgelände und steige zum Bloßboden ab, wo ich wenig später – abseits des markierten Weges – zu einem schönen Ausgangspunkt gelange. Von hier ist es schließlich nur mehr ein Katzensprung bis zum Ausgangspunkt. Für diese gemütliche Wanderung (12,7 km und knapp 800 HM habe ich mir heute 9 Stunden Zeit gelassen).

Erkenntnis des Tages: man soll auf seinen Körper horchen und nichts übertreiben.


Zurück in den Winter / 7.5.2016

Manche verlängern den Sommer durch eine herbstliche Reise in den Süden. Es geht aber auch in die entgegensetzte Richtung. Winterverlängerung heißt das Zauberwort, bei dem manchen ziemlich schnell das Gesicht einfriert.

Mit den Scheeschuhen am Rucksack steige ich also vom frühlingshaften Offensee zur Rinnerhütte auf. An einigen Stellen fließen kleine Bäche herunter und ein im Sommer meist ausgetrockneten Wasserfall ist heute schon von weitem zu hören.

Rinnerboden. Hier beginnt der Winter. Ich gehe nun mit den Schneeschuhen, übrigens als einziger. Alle andere Wanderer stapfen mehr oder weniger tief einsinkend bis zum zugefrorenen Wildensee. Meinen ursprünglichen Plan ans andere Ende zu gehen um dort ein Foto zu machen, lasse ich aber bleiben.

Nach kurzer Rast beschließe ich den steilen Rücken hinter dem See aufzusteigen, um von dort ein Foto vom See zu machen. Das Unterfangen ist aber anstrengender als erwartet. Natürlich ist kein Spur vorhanden und ich frage mich langsam, wo die vielen verkauften Scheeschuhe eigentlich verwendet werden. Hier jedenfalls nicht (am Warscheneck übrigens auch nicht). Nach einigen Fehlversuchen die in Latschensackgassen enden, schaffe ich doch das Steilstück und erreiche flacheres Gelände. Auf Grund der bereits fortgeschrittenen Zeit mache ich mir aber keine Hoffnung mehr, den Gipfel noch zu erreichen. Als Zeitlimit habe ich mir 14 Uhr gesetzt, dann kehre ich um.

So stapfe ich also dahin, umrunde kleine Latschenhügel und Mulden (Dolinen?) und komme so langsam aber sicher höher. Plötzlich scheint der Gipfel doch wieder in Griffweite zu sein. Jetzt so nahe vor dem Ziel soll ich umkehren? Nein, die letzten Meter schaffe ich auch noch. Plötzlich verschwindet die Sonne und eine mächtige Gewitterwolke trifft zeitgleich mit mir beim mächtigen eisernen Gipfelkreuz ein. Der perfekte Blitzableiter. Ich mache schnell ein Foto und verlasse fluchtartig den Gipfel. Mittlerweile hat auch leichter Graupelschauer eingesetzt, es wird schnell kalt und die Sicht schlechter. Umso schneller steige ich ab und wie zum Hohn liegt nach einer halben Stunde der Gipfel wieder in der Sonne.