Gr. Tragl / 17.3.2017

Gut geschlafen, ausgiebig gefrühstückt und strahlender Sonnenschein. So könnte jeder Tag beginnen. Es ist schon frühlingshaft warm als ich um 8 Uhr das Haus verlasse. Die Jacke bleibt gleich im Rücksack und wird dort auch den Rest des Tages verbringen.

Kurz nach den Steirerseehütten ziehe ich die Felle auf und steige in die schon vorhandene Spur ein. Anfangs geht es gleich steil bergauf, wenig später - etwa unterhalb des mächtigen Sturzhahn - wird das Gelände wieder flacher.

Ich befinde mich nun im Himmelreich (steht so in der AV-Karte), wobei diese Bezeichnung in gewisser Weise auch etwas verharmlosend ist. Tatsächlich lauern hier einige Dolinen auf den unvorsichtigen Tourengeher (kann auch weiblich sein). So ein Loch wurde 1948 dem damals 28 jährigen Bernhard Jungbauer zum Verhängnis. An sein Schicksal erinnert ein schlichtes Kreuz, welches heute nur teilweise aus dem Schnee ragt.

Die Route ist ab nun mit Stangen gut markiert und bei guter Sicht problemlos zu finden. Sehr aussichtreich und leicht ansteigend gehe ich weiter und erreiche auf etwa 2000m Höhe das weite Karstplateau des Toten Gebirges. Bisher war ich durch die steile Ostseite der Tragln windgeschützt, damit ist es aber jetzt vorbei. Mit Gegenwind steige ich mühsam zum Gipfel auf, heute ein sehr ungemütlicher Ort. Am gegenüberliegenden
Kl. Tragl setzt ein Bundesheerhelikopter einige Leute ab, es schaut nach einer Übung aus.

Auf Grund der Befürchtung, es könnte mir ein Ausrüstungsteil davon fliegen, halte ich mich nur kurz am Gipfel auf. Die Abfahrt über den breiten Gipfelhang entschädigt dann für die Mühen des Aufstiegs. Hart und griffig ist der Schnee, weiter unten wieder Firn, der bis zum Steirersee anhält.

Mittagsrast bei den Steirerseehütten. Hier übt die Lawinen und Suchhundestaffel Steiermark. Die Tiere sollen an das laute Fluggerät gewöhnt werden. Brav und ruhig sitzen sie sogar beim direkten Anflug der knatternden Alouette im Schnee. Über eine Stunde beobachte ich hautnah das intensive Training. Am meisten beeindruckt mich aber das Können des Piloten, der seine Maschine punktgenau nur wenige Meter über dem Boden zum Stillstand bringt. Hoffentlich muss ich niemals auf die Dienste der Retter zurückgreifen


Die angekündigte Schlechtwetterfront näherst sich pünktlich am frühen Nachmittag. Nur mehr vereinzelt kommt die Sonne durch, so wie bei meiner letzten Abfahrt ins Tal. Zwei herrliche (sturzfreie) Tourentage liegen hinter mir.

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Tauplitz - Almkogel - Roßkogel / 16.3.2017

Mit Liftunterstützung schwebe ich in etwa 20 Minuten von 931 m auf 1656 m - sozusagen vom Frühling in den Winter zurück. Die € 13.50 für die Bergfahrt sind jedenfalls gut investiert da ich noch einen weiten Weg vor mir habe.

Bis zu den Steirerseehütten geht es bis auf eine kurze Gegensteigung bergab, dann wechsle ich endlich in den Aufstiegsmodus. Wobei der Aufstieg noch auf sich warten lässt. Vorerst geht es nämlich flach über den zugefrorenen Steirersee weiter. Da ich der Stabilität der Eisdecke aber nicht traue, gehe ich lieber am Ufer. Beim folgenden Schwarzensee bin ich schon etwas mutiger, zumal eine frische Spur und offensichtlich kein Einbruch der Vorausgehenden ein gewisses Eisvertrauen aufkommen lässt.

Leistalm. Ein wunderbarer Rastplatz, windgeschützt und mit einer Bank zum Sitzen. Lediglich die mittlerweile aufziehende Bewölkung trübt ein wenig den Genuss. Der Wetterbericht hat neun Sonnenstunden vorausgesagt, hoffentlich geht sich das bis zum Abend aus.

Über die Zirmleit'n steige ich zum Kleinfeld auf, dann kurz bergab und wieder bergauf zum Gr. Feld (Weitenfeld). Vom anfangs weit entfernten Almkogel trennen mich jetzt nur mehr 150 HM, die aber auf Grund der vielen Steine eher mühsam sind. Die letzten Meter zum Gipfel bezwinge ich dann ohne Schi und kurz nach 13 Uhr stehe ich oben. Der Wind hat mittlerweile fast alle Wolken verblasen, so ein Glück, denn im diffusen Licht abzufahren ist kein Vergnügen.

Die Abfahrt lässt sich mit einem Wort beschreiben: Firngenuss.

Entspannt trete ich den Rückweg zur Leistalm an. Viele Fotomotive bremsen mich ein wenig ein, aber ich hab ja ausreichend Zeit. Und zwar soviel, dass sich auch noch der Abstecher auf den Roßkogel ausgeht.

Im schönsten Nachmittagslicht stehe ich dann alleine am Gipfel, es ist fast windstill. Mit den Schiern baue ich ein einfaches Stativ um eine Selbstauslöserfoto zu machen, was besser als erwartet klappt. In der Ferne kann ich die Tauplitz erkennen, es ist noch ein weiter Weg mit einer Gegenansteigung bis dorthin.

Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich das Linzer Tauplitzhaus, mein Quartier für eine Nacht. Es sind nur wenige Gäste anwesend, was eine ruhige Nacht verspricht.

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Im zweiten Anlauf geschafft / 11.3.2017

Im Winter 2008 mussten wir kurz vorm Gipfel auf Grund des eisigen Windes umkehren. Neun Jahre später gelingt mir aber die Schibesteigung des 2170 m hohen Schüttnerkogels.

Am Vortag hat es noch geschneit, und so tauchen wir gleich nach dem Parkplatz in eine tiefwinterliche Landschaft ein. Vorerst geht es gut einen Kilometer leicht bergab, dann verlassen wir die Straße und folgen dem Wanderweg 947 in Richtung Bruderkogel. Nach zweimaliger Überquerung des Lackneralmbaches kommen wir zur gleichnamigen Alm, wo wir eine erste kurze Rast machen.

Nach einem stellenweise etwas verwachsenen Abschnitt erreichen wir die Baumgrenze und haben erstmals einen Blick auf die weite Lackneralm. Ganz hinten ist unser Gipfel zu sehen, der ist aber noch weit weg. Fast beim Ende des Kars passiert uns dann ein kleines Missgeschick. Günter, der vorausgeht, folgt der Spur eines vorausgehenden Tourengehers in der Meinung, dass gleich rechts nach der Scharte der Gipfel ist. Ich hingegen bleibe unten und steige etwas weiter nördlich auf. Da wir keinen Sichtkontakt haben, entsteht kurzzeitig eine unklare Situation, die sich aber dann doch wieder aufklärt. Schließlich erreichen wir nach 4:20 den aussichtsreichen Gipfel.

Dank der klaren Luft sehen wir heute bis zu den Karawanken, immerhin 100 km Luftlinie. Und in westlicher Richtung reiht sich ein Gipfel nach dem anderen, fast wie im Himalaya, nur nicht so hoch. Nach einer kurzen Pause fahren wir entlang der Aufstiegsroute ab. Auf die in der Karte eingezeichnete steile Einfahrt ins Kar verzichten wir. Dafür ist die Lawinenlage zu kritisch. Aber auch so gelingen uns einige schöne Schwünge auf den unverspurten Hängen der Lackneralm.

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