Achtung Staatsgrenze / 22.9.2009

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Die Fahrt mit der Mühlkreisbahn von Linz-Urfahr nach Haslach ist das krasse Gegenteil zum Railjet. Für 44 Kilometer benötigt die betagte Garnitur 1 Stunde und 14 Minuten. Und dennoch übt die Fahrt eine gewisse Faszination aus. Wenn man langsam entlang der Gr. Mühl bergauf fährt und durch das halb geöffnete Fenster der Geruch von frisch gemähtem Gras in den Waggon dringt, dann ist Zeit wirklich nur mehr Nebensache. Die Zeit scheint dann auch bei einer Zapfsäule beim Bahnhof Haslach stehen geblieben zu sein. Der Preis für einen Liter Diesel ist noch mit 3,20 Schilling angegeben.

Der Bahnhof (Haltestelle wäre die bessere Bezeichnung) liegt etwa 4 Kilometer vom Ort Haslach entfernt. Es geht ein Stück entlang der Gr. Mühl, also ziemlich eben und somit gerade recht zum Aufwärmen. Beim örtlichen Bäcker besorge ich mir noch ausreichend Proviant für den Tag, denn Lebensmittelgeschäfte sind in den kommenden Stunden sicher Mangelware. Gestärkt mit einer halben Mohnkrone nehme ich die lange Steigung nach Innenschlag in Angriff. Bald erspähe ich die ersten blau-weißen Markierungen des Nordwaldkammweges, die mich nun bis zum Sternstein begleiten. Die Helfenbergerhütte ist der nächste Rastplatz und gleichzeitig das Ende der zweiten Hälfte der Mohnkrone.

Der folgende Abschnitt ist sehr angenehm, es geht immer leicht bergab ganz nahe der Staatsgrenze. In Guglwald prallen dann zwei Welten aufeinander. Das schöne
Hotel und gleich daneben der aufgelassene Grenzübergang. Dazu passt dann auch die kleine Gedenkstätte, die zur Erinnerung des Falles des Eisernen Vorhanges errichtet wurde. Schautafeln lassen hier die Ereignisse vor 20 Jahren nochmals aufleben.

Es geht nun wieder lange bergauf durch die Wälder des Böhmerwaldes. Von Weitem sind die riesigen
Windräder im Sternwald zu sehen, heute stehen sie aber mangels Wind vollkommen still. Nun verlasse ich wieder den Nordwaldkammweg und fahre in südlicher Richtung nach Vorderweißenbach hinunter und nehme dort den Grenzlandweg nach Großtraberg. Da mir mittlerweile die Zeit davon läuft muss ich auf Wald/Wanderwege verzichten und nehme die wenig befahrene Nebenstraße nach Oberneukirchen. Von dort weiter nach Berndorf und Untergeng. Nun folgt noch die lange Auffahrt zum Lichtenberg (ab der Staubgasse endlich wieder am Wanderweg 140), den ich kurz vor 18 Uhr erreiche.

Zum Betrachten der schönen Abendstimmung bleibt leider nicht viel Zeit, denn in der Dämmerung möchte ich nicht im Wald hinunterfahren. Der 144er, den ich jetzt befahre, ist teilweise ziemlich ausgewaschen, da ist besondere Vorsicht geboten. Ich bin immer wieder erstaunt was so ein Rad alles aushält, so viele harte Schläge beanspruchen Reifen und Felgen ganz extrem. Jedenfalls komme ich sturzfrei nach Urfahr, wo ich im abendlichen Verkehr ein Stück mitschwimmen muss.


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