Stromaufwärts mit Strom / 30.7.2020

Bisher bin ich immer skeptisch bis ablehnend dem Radfahren mit Hilfsmotor gegenüber gestanden. Dann kamen drei längere - eher zufällige - Probefahrten mit einem geborgten Damenrad, eine davon bei strömendem Regen.

Erste Erkenntnis: ab einem gewissen Lebensalter soll man sich nicht mehr so schinden/verausgaben wie ein dreißig Jahre jüngerer Radler.

Nach kurzer Überlegung ist mein Fuhrpark um ein Rad angewachsen und gleichzeitig um einen alten Diesel geschrumpft. Finanziell ein Verlust, fürs Klima hoffentlich ein kleiner Gewinn.

Für die Jungfernfahrt habe ich mir dann gleich eine meiner Lieblingsstrecken ausgesucht, nämlich am Traunradweg zum Traunsee. Mal sehen, wie weit ich komme. Die große Unbekannte ist die Reichweite. Wie es sich mit dieser verhält, bringt mich zur ...

... zweiten Erkenntnis: bei minimaler Unterstützung ist es fast nicht möglich den Akku zu leeren. Bei meiner Ankunft in Ebensee nach fast 100 km hatte ich immer noch Strom für etwa 70 km. Günstig hat sich heute der leichte Rückenwind und das Fehlen von längeren Steigungen ausgewirkt.

Zurück mit dem Zug.

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Jetlake / 28.7.2020

Unter diesem Motto steht der heurige Sommer für die meisten von uns. In Feldkirchen hat jemand (vermutlich ein findiger Werbetexter oder _in) dies mit Wortwitz zum Ausdruck gebracht. Aufgefallen ist mir dieses Plakat bei meiner fast schon klassischen Aschachrunde.

Leonding - Wilhering - Aschach - Feldkirchen - Mostbauer (Schmalzbrot, ja das gehört einfach dazu) - Kraftwerk - Dörnbach - Leonding

Ungewohnt ist diesmal aber der wenig frequentierte Donauradweg. Es sind fast keine schwer bepackten Reiseradler unterwegs. Der sonst starke und auch unangenehme Gegenverkehr ist nicht der Rede wert. Stellenweise ist man hier vollkommen alleine unterwegs. Dafür sind die Badeseen gut besucht ... wer braucht Meer?

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Bus Lounge Pyhra / 20.7.2020

In Österreich wird angeblich viel gewandert. Fast jede Region bietet einen Wanderweg an, manchmal mit mehr oder weniger sinnvoll klingenden Namen. Dabei gibt es ohnehin schon so viele Wege, beispielsweise den Jakobsweg im Mostviertel. Was man dort nicht findet, sind Menschenaufläufe, kein Fehler im heurigen Sommer.

Diesmal beginne ich in Zeillern, ein kleiner Ort etwas westlich von Amstetten (den Ort erreiche ich zu Fuß von Ludwigsdorf, wo ich das Auto abstelle). Nach dem obligaten Jausenkauf im örtlichen Lebensmittelgeschäft mache ich mich auf den Weg nach Strengberg. Um mein Tagesziel zu erreichen nehme ich gerne den Umweg über Wallsee in Kauf, den auch dorthin führt mich der gut markierte Weg.

Begegnungen sind rar, ich registriere drei Damen die mit ihren Hunden spazieren gehen und einen Landwirt der mit seinem Traktor eine Wiese mäht, in zwei Stunden! Die Gegend wirkt ausgestorben, vermutlich sind die Menschen in der Arbeit, die es am Land kaum gibt. Und touristisch ist hier praktisch nichts los.

Mein Eindruck wird beim Blick ins "Pilgerbuch" in der Bus Lounge Pyhra bestätigt. Es gibt Tage, da kommt hier niemand vorbei, dann sind es wieder einmal zwei Wanderer an einem Tag auf dem Weg nach Spanien, die sich hier eintragen und manchmal auch einige Gedanken niederschreiben. Eine zeitlang sitze ich im kleine Wartehäuschen und stell mir vor, wo die Pilger jetzt sein könnten.

In Wallsee holt mich dann die Vergangenheit in Form eine alten Zapfsäule ein. Es ist nicht nur der Umstand, dass es hier noch ein Gemisch 1:25 gibt, auch die Auspreisung bringt mich zum Schmunzeln.

Ich folge nun dem Altarm der Donau, wo vor dem Kraftwerksbau der Fluß verlaufen ist. Jetzt ist es ein ruhiges Erholungsgebiet für Menschen und Tiere. Leider sind auch einige lästige Mücken dabei.

Bei der Rohrmühle verlasse ich das Donauufer und der Weg steigt wieder leicht an. In der Ferne sehe ich schon den Turm der Kirche von Strengberg, was anscheinend meine Aufmerksamkeit sinken lässt. In der Folge übersehe ich eine Markierung und stehe wenig später weglos an einem Waldrand. Zum Glück stoße ich bald auf einen schwach ausgeprägten Feldweg, dem ich bis zum Ortsanfang folge, wo meine heutige Wanderung endet.

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Traunstein / 13.7.2020

Einige Jahr habe ich einen Bogen um diesen Berg gemacht. Die durchgehend steilen Anstiege gefallen mir einfach nicht. Es gibt praktisch keinen Abschnitt, wo man sich etwas erholen kann und gemütlich Höhenmeter gewinnt. Im Gegenteil, hier ist Konzentration von unten bis oben und zurück notwendig. Aber die zugegebenermaßen wirklich schöne Aussicht reizt mich dann doch.

Wie 2014 nehme ich wieder den Naturfreundesteig. Und so wie zuletzt empfinde ich gleich den steilen Beginn als anspruchsvoll. Dass bereits hier drei Bergsteiger mit Klettersteigausrüstung unterwegs sind, gibt mir etwas zu denken. Hab' ich mir zu viel vorgenommen?

Konzentriert gehe ich weiter, verzichte sogar auf das Fotografieren und vermeide Blicke nach unten. Mit zunehmender Höhe entspannt sich zwar die Situation, von Genussbergsteigen bin ich aber noch etwas entfernt. So bin ich letztlich froh, als ich nach drei Stunden auf der Terrasse des Traunsteinhauses sitze und bei einem kühlen Bier die wirklich grandiose Aussicht genießen kann.

Beim weiteren Anstieg ändert sich das Bild. Schroffe Felsen weichen den Bäumen und Latschen. Vor mir liegt eine Landschaft, die man in dieser Höhe nicht erwarten würde. Bald erreiche ich den Gipfel, den ich heute (Montag) fast für mich alleine habe.

Nachdem ich die Aussicht lange auf mich einwirken habe lassen, steige ich 25 hm zur Gmundnerhütte ab. Ein vorzüglicher Karottenkuchen, eingenommen auf der sonnige Hüttenbank mit Blick ins Tote Gebirge, ist der kulinarische Höhepunkt des Tages. Prädikat: sehr empfehlenswert.

Wenig überraschend muss ich aber irgendwann auch wieder hinunter. Dafür wähle ich den relativ einfachen Steig zur Mairalm, den man aber nicht unterschätzen sollte. Auch hier ist Konzentration notwendig, besonders im oberen Bereich.

Kaisertisch, Beginn der Forststraße. Etwa 2 km sind es bis zum Miesweg, den ich der Tunnelvariante vorziehe. Hier brennt allerdings erbarmungslos die Nachmittagssonne herunter was in der Folge zu einer ungeplanten Badepause im erfrischend kühlen Traunseewasser führt. Auf mein geplantes Abendessen beim Moaristidl muss ich aber verzichten, denn diese urige Jausenstation hat leider den Betrieb eingestellt, schade.

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In der Unterwelt / 7.7.2020

Heute ist nicht der Gipfel das Ziel, sondern ein dunkles Loch im Feuertal. Denn dort befindet sich der Eingang in die Schönberg Eishöhle, die ich zuletzt vor fünf Jahren besucht habe. In der Hoffnung, dass ich diesmal brauchbare Fotos machen kann, packe ich neben den leichten Steigeisen auch eine kleine Lampe und ein Ministativ in den Rucksack.

Beim Parkplatz Schwarzenbachstüberl werde ich rauschend vom Zwerchbach begrüßt. Die Luft ist auffallend rein, so wie man es immer wieder in der Nähe von Bächen und Wasserfällen feststellen kann. Ob auch hier die Zerstäubung von negativ ionisierter Luft eine Rolle spielt, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber angenehm ist es allemal.

Nach dem gemütlichen Abschnitt beginnt am Ende der Forststraße der anstrengendere Teil der Wanderung. In vielen Serpentinen schlängelt sich der Weg zum Hochkogelhaus hinauf. Und eines steht auch fest: der Wegemacher hat sich hier selbst ein Denkmal gesetzt. Immer wieder erleichtern die in den Fels geschlagene Tritte das Gehen. So werden die 700 hm keine Qual sondern fast schon ein Genuss.

Die Rast bei der einladenden Hütte verschiebe ich auf später. Jetzt ist einmal das Feuertal mein vorrangiges Ziel, konkret die dortige Eishöhle. Die Abzweigung vom markierten Weg 230 zum Rinnerkogel ist nicht zu übersehen. Nach einem kurzen Stück bergab erreiche ich den Rand der Höhle. Der kurze Abstieg zum Schneefeld ist unproblematisch. Unten montiere ich dann die Eisen an den Schuhen und steige vorsichtig ins Innere der Höhle.

Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, inspiziere ich die fremde Umgebung. Mit den Eisen an den Schuhen ist das Gehen am glatten Bodeneis ein Vergnügen. Zu weit nach hinten, dort wo die zweite Eissäule steht und ein nicht erkennbarer Bach rauscht, gehe ich aber nicht. Denn dort geht es in ein tieferes Höhlensystem hinunter, das ist der Eingang in die geheimnisvolle Unterwelt des Schönberges. Es handelt sich dabei um die längste Höhle in der EU mit 120 km Länge.

Die Zeit in der imposanten Halle vergeht wie im Flug. Erst später werde ich feststellen, dass ich eine Stunde in der Höhle verbracht habe. Jetzt stellt sich auch erstmals ein Hungergefühl ein. Da gibt es aber bald Abhilfe in Form eines köstlichen Linsen Dal mit Reis. Zur Abrundung dann noch ein Riesenstück Kuchen mit Kaffee und dazu die Aussicht auf das gegenüberliegende Höllengebirge. Das alles bietet das Hochkogelhaus.

Beim Abstieg verzichte ich auf Anraten der Hüttenwirtin auf Experimente. Ich nehme den Normalweg und werden mir den unmarkierten Nestlersteig ein anderes mal ansehen, dann aber im Aufstieg.

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