Traunstein / 23.11.2014

IMG_7277Heute wäre Traumstein die bessere Bezeichnung. Unten Nebel, oben Sonne, und das Ende November. Die Grenze zwischen kalt und warm liegt bei etwa 800 m, dort wo der Sulzkogel wie ein überdimensionaler Obelisk aus dem Nebel ragt. Die Handschuhe und Mütze verschwinden schnell im Rucksack, wenig später auch noch der ohnehin sehr dünne Pulli. Kurzärmelig steige ich konzentriert am Naturfreundesteig höher.

Irgendwie kommt mir der Weg heute anspruchsvoller als zuletzt vor fünf Jahren vor. Liegt das an der mangelnden Erfahrung im stellenweise doch ausgesetzten Gelände, oder am Alter? Vermutlich eine Kombination aus beiden Faktoren.

Exakt drei Stunden benötige ich bis zum neuen Naturfreundehaus, keine Glanzleistung, aber darum geht’s mir auch gar nicht. Aber auffallend ist schon, dass zumindest die Hälfte der Bergsteiger den Traunstein offenbar als Trainingsgerät verwendet, mit normaler Bekleidung und knöchelhohen Schuhen fällt man bereits auf. Minimalausrüstung – vorzugsweise der Marke Skinfit – liegt voll im Trend.

Die Terrasse beim neuen Haus entpuppt sich als absoluter Traum. Windgeschützt, sonnig und eine Aussicht wie aus der Tourismuswerbung. Insgesamt ein sehr ansprechender Neubau. Den nahen Gipfel lasse ich mir natürlich nicht entgehen, ein Abstecher der es wert ist, denn selten hat man das Kreuz für sich alleine.

Für den Abstieg nehme ich den längeren Weg zur Mairalm. Zwar nicht so ausgesetzt wie der Naturfreundesteig, aber auch mit einigen Möglichkeiten zum Abstürzen. Etwa bei der Hälfte kann ich die Wasserflasche auffüllen, ein willkommenes Geschenk für meine ausgetrocknete Kehle. Kurz darauf komme ich zu einer schlichten Bank, zwar ohne Lehne, aber dafür mit einer traumhaften Aussicht.

Eine Stunde lang sitze ich hier bis die Sonne hinter dem Höllengebirge verschwindet. Der Preis dafür: bei Finsternis durch die Tunnels ohne Lampe (aber man lernt ja bekanntlich aus Fehlern. Daher werde ich das nächste mal nicht früher absteigen, sondern eine Stirnlampe mitnehmen).

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