Goldener Herbst / 18.10.2017



Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.

Eduard Mörike, 1827


Roßleithen - Dümlerhütte - Rote Wand

Watzmannblick / 17.10.2017

Was ist Luxus? Wenn man z.B. ein ganzes Lager für sich alleine hat und am Morgen gut ausgeschlafen den Sonnenaufgang beobachten kann. Dazu noch ein reichliches Frühstück und die Vorfreude auf eine wunderbare Überschreitung zum Berchtesgadener Hochthron.

Das alte Zeppetzauerhaus entschwindet bald meinen Blicken, dafür rückt der Salzburger Hochthron ins Blickfeld. Für Mitte Oktober ist es ungewöhnlich warm, und bald kann ich in der kurzen Hose meine Wanderung zur Mittagscharte fortsetzen. Ohne es zu merken überschreite ich die Staatsgrenze und nähere mich - immer den Watzmann im Blick - dem Berchtesgadener Hochthron. Hatte ich bisher keine Begegnungen am Weg, ist hier beim Gipfel schon etwas mehr los. Die Tagesausflügler besteigen diesen wunderbaren Aussichtsberg aber vermutlich auf kürzeren Anstiegen.

Die letzte Rast dann beim geschlossenen Stöhrhaus. Herrlich ist hier der Blick auf die umliegenden Berge, die mir aber fast alle unbekannt sind. Durchs Fernglas kann ich sogar die Pisten am Kitzsteinhorn erkennen.

Ebenfalls zu erkennen ist der Bahnhof in Berchtesgaden, zum dem ich nun zügig absteige. Auffallend ist hier das angenehme Gefälle der Wanderwege und vorallem das gänzliche Fehlen von Stufen. Nach zwei Stunden komme ich nach Hintergern, ein Ortsteil wie aus dem Prospekt eines Tourismusbüros. Einige Häuser in typisch ländlicher Bauweise (keine Lifthäuslarchitektur), gepflegte Gärten, Wiesen, Kühe, Kapelle ... alles da.

Und schneller als gedacht ist auch das Ende der Etappe erreicht. Durch die sehenswerte Altstadt gelange ich (auf Umwegen) zum Bahnhof, wo ich mit dem Bus nach Salzburg zurückfahre.

Bilder

Stufentrauma / 16.10.2017

Gezählt habe ich sie nicht, aber es dürften etwa 2300 Stufen sein, die man am Reitsteig zum Untersberg hinauf überwinden muss. Warum ich mir das antue? Es ist wieder einmal der Rupertiweg, genauer gesagt der Abschnitt von Salzburg nach Berchtesgaden, den ich bei optimalem Herbstwetter begehe.

Beginn der Wanderung ist der Bahnhof in Salzburg. Zuerst entlang der Salzach, dann auf den Mönchsberg und auf der anderen Seite Richtung Leopoldskron, immer den Untersberg vor Augen, der aber weiter entfernt ist, als es den Anschein hat.

Das Gehen durch die Stadt ist zwar nicht besonders spektakulär, dafür kann man durch die Langsamkeit viel mehr wahrnehmen. Da gibt es beispielweise die Skulpturen unterhalb der Festung, oder die Surfer am Almkanal. Distanzen werden besser abschätzbar, es ist keine verlorene Zeit, die bis zum Beginn des eigentlichen Anstieges vergeht.

Mittagsrast bei der Rosittenbrücke. Für die meisten Wanderer beginnt erst hier die Tour, ich habe aber schon 12 km in den Beinen. Entsprechend langsam steige ich die vielen Stufen hoch. Leider verläuft der Steig großteils im Wald was im Sommer wahrscheinlich ganz angenehm ist, dafür aber keine Aussicht bietet. Als unangenehm empfinde ich auch den permanenten Lärm von der Tauernautobahn, der auch weiter oben noch gut hörbar ist. Ab der Baumgrenze wird es etwas besser, sowohl optisch als auch akustisch.

Drei lange Stunden benötige ich bis zum Zeppetzauerhaus, und weiter 15 Min. auf das Geiereck. Schnell sind die Mühen des Aufstiegs dann vergessen. Ein herrlicher Rundumblick entschädigt mich für die Stufenplagerei und ab 17 Uhr (letzte Talfahrt der Seilbahn) habe ich den Gipfel für mich alleine. Lange betrachte ich durch das Fernglas die umliegenden Berge und die startenden Flugzeuge. Es ist ein ungewohnter Anblick von oben auf den Flughafen zu schauen.

Bei Sonnenuntergang steige ich zur Hütte ab, wo ich mein erstes bayerisches Bier am Rupertiweg genießen kann.

Bilder