In der Unterwelt / 7.7.2020

Heute ist nicht der Gipfel das Ziel, sondern ein dunkles Loch im Feuertal. Denn dort befindet sich der Eingang in die Schönberg Eishöhle, die ich zuletzt vor fünf Jahren besucht habe. In der Hoffnung, dass ich diesmal brauchbare Fotos machen kann, packe ich neben den leichten Steigeisen auch eine kleine Lampe und ein Ministativ in den Rucksack.

Beim Parkplatz Schwarzenbachstüberl werde ich rauschend vom Zwerchbach begrüßt. Die Luft ist auffallend rein, so wie man es immer wieder in der Nähe von Bächen und Wasserfällen feststellen kann. Ob auch hier die Zerstäubung von negativ ionisierter Luft eine Rolle spielt, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber angenehm ist es allemal.

Nach dem gemütlichen Abschnitt beginnt am Ende der Forststraße der anstrengendere Teil der Wanderung. In vielen Serpentinen schlängelt sich der Weg zum Hochkogelhaus hinauf. Und eines steht auch fest: der Wegemacher hat sich hier selbst ein Denkmal gesetzt. Immer wieder erleichtern die in den Fels geschlagene Tritte das Gehen. So werden die 700 hm keine Qual sondern fast schon ein Genuss.

Die Rast bei der einladenden Hütte verschiebe ich auf später. Jetzt ist einmal das Feuertal mein vorrangiges Ziel, konkret die dortige Eishöhle. Die Abzweigung vom markierten Weg 230 zum Rinnerkogel ist nicht zu übersehen. Nach einem kurzen Stück bergab erreiche ich den Rand der Höhle. Der kurze Abstieg zum Schneefeld ist unproblematisch. Unten montiere ich dann die Eisen an den Schuhen und steige vorsichtig ins Innere der Höhle.

Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, inspiziere ich die fremde Umgebung. Mit den Eisen an den Schuhen ist das Gehen am glatten Bodeneis ein Vergnügen. Zu weit nach hinten, dort wo die zweite Eissäule steht und ein nicht erkennbarer Bach rauscht, gehe ich aber nicht. Denn dort geht es in ein tieferes Höhlensystem hinunter, das ist der Eingang in die geheimnisvolle Unterwelt des Schönberges. Es handelt sich dabei um die längste Höhle in der EU mit 120 km Länge.

Die Zeit in der imposanten Halle vergeht wie im Flug. Erst später werde ich feststellen, dass ich eine Stunde in der Höhle verbracht habe. Jetzt stellt sich auch erstmals ein Hungergefühl ein. Da gibt es aber bald Abhilfe in Form eines köstlichen Linsen Dal mit Reis. Zur Abrundung dann noch ein Riesenstück Kuchen mit Kaffee und dazu die Aussicht auf das gegenüberliegende Höllengebirge. Das alles bietet das Hochkogelhaus.

Beim Abstieg verzichte ich auf Anraten der Hüttenwirtin auf Experimente. Ich nehme den Normalweg und werden mir den unmarkierten Nestlersteig ein anderes mal ansehen, dann aber im Aufstieg.

Bilder