Heute bin ich erstmals in den Eisenerzer Alpen unterwegs. Auch für Margit, die den undankbaren Teil der Tour, nämlich das Lenken des Autos übernommen hat, ist es eine Erstbegehung. Nach rund 1,5 Stunden Anreise erreichen wir den Ausgangspunkt kurz vorm Gscheidegger (ca. 5km nach Johnsbach). Man könnte noch ein Stück auf der nicht gestreuten eisigen Straße weiterfahren, auf diese Abenteuer verzichten wir aber.
Wir starten um 8:45 und folgen vorerst der Straße bis zum letzten Parkplatz, auf dem schon einige Autos parken. Fast zeitgleich gehen hier mehrere Gruppen weg, hoffentlich wird das kein Herdenauftrieb. Bedingt durch die unterschiedlichen Gehgeschwindigkeiten lösen sich die anfänglichen Karawanen aber bald auf. Bis zur Grössingeralm gehen wir auf einer leicht ansteigenden Forststraße, dann wird es im sogenannten Sautroggraben zunehmend steiler. Nach einer Stunde Gehzeit von der Alm verlassen wir den schattigen Graben und queren beim Leobner Törl (1739m) in das sonnendurchflutete Kar, das sich südlich der Leobner Mauer ausbreitet. Das folgende Flachstück dient zur Erholung für die letzten 300 Höhenmeter, die uns noch vom Gipfel trennen. Um Punkt 12 Uhr stehen wir mit zahlreichen anderen am Leobner (2036m). Die Aussicht ist heute bedingt durch die trockene Luft ausgezeichnet, und das vereiste Gipfelkreuz stellt einen idealen Vordergrund für diese Traumkulisse dar. Und wie bei fast jeder Tour treffen wir auch hier auf ein bekanntes Gesicht, Toni ist mit Schneeschuhen von der Südseite aufgestiegen.
Bevor wir zu sehr auskühlen (der eisige Ostwind macht sich hier unangenehm bemerkbar) fahren wir wieder in das weite Kar hinunter, teilweise pulvrig, aber schon sehr verspurt. Beim Leobner Törl, wo wir die Felle nochmals aufkleben, holt uns Toni wieder ein. Und zufällig trifft er hier Bekannte, mit denen wir ungeplanterweise bei der obligaten Tournachbesprechung im Gasthaus Ödsteinblick auch zusammentreffen, es sind Gabi, Joa und Erich, so klein ist die Welt. Wir steigen nun 100 Höhenmeter aufwärts auf einen Rücken, der östlich zur Lahnerleitenspitze weiterführt. Unsere Richtung ist aber Nord zum Gscheideggkogel, der in der Ferne gut zu erkennen ist - schaut aber relativ weit aus. Da einige Gegenanstiege vorhanden sind rutschen wir gleich mit den Fellen den ersten kurzen Hang hinunter. Dabei gelingt es Margit bei einer freistehenden zierlichen Fichte einzufädeln und damit den Preis für den "Sturz des Tages" zu gewinnen. Die weiteren kurzen Abfahrten verlaufen dann ohne Zwischenfälle. Der Übergang zum Gscheideggkogel führt die meiste Zeit am Bergrücken und dementsprechend ist auch die Aussicht, nämlich traumhaft.
Im schönsten Nachmittagslicht erreiche wir schließlich den einsamen Gipfel des Gscheideggkogel, welch ein Kontrast zum Rummel am Leobner. Der kalte Wind lässt auch hier keine längere Rast zu, außerdem müssen wir auch noch abfahren. Anfangs orientieren wir uns noch an der Skimarkierung und an den vorhandenen Abfahrtsspuren, wechseln aber dann in den unverspurten Teil des lichten Waldes. Die Hangneigung ist ideal, der Schnee perfekt. Nach rund 300 Höhenmeter Abfahrt kommt allerdings die Ernüchterung in Form eines steilen Abbruches in den sog. Schafgraben. Damit ist auch klar, warum bisher niemand da herunter gefahren ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig als eine lange Querung nach Süden zur Aufstiegsspur einzulegen, was im steilen Wald einfacher klingt als es ist. Aber schließlich erreichen wir nach einigen harmlosen Steinkontakten die Forststraße und schwingen auf dieser fast bis zum Parkplatz hinunter. Das letzte Stück werden die Ski so wie beim Aufstieg wieder getragen.
Bei der Tournachbesprechung im Gasthof Ödsteinblick treffen wir mit Gabi, Joa und Erich zusammen, die aber noch einen Tag in Johnsbach bleiben.
Fotos zur Tour