Nach fast drei Monaten setzte ich die Durchquerung des Mühlviertels fort. Zum letzten Endpunkt und gleichzeitig Startpunkt des heutigen Tages lasse ich mich bequem um € 5,50 mit dem Bus bringen. Die Luft ist außergewöhnlich rein, ich kann mit freiem Auge von der Ruine Waxenberg bis zum Dachstein in 120 km Entfernung sehen. Vor lauter Schauen übersehe ich etwas die Zeit, aber so gegen 9:30 gehe ich endlich los.
Der Weg verläuft durch Wald und über Wiesen und Felder, ist sehr abwechslungsreich und immer gut markiert. Nach einer Stunde erreiche ich Oberneukirchen und kaufe mir gleich einmal eine Jause, die ich dann in aller Ruhe am Ortsplatz esse.
Mein nächstes Etappenziel ist der Sonnhof und anschließend geht’s weiter nach Zwettl, wo ich im örtlichen Kaufgeschäft neben einer weiteren Jause den vierten Kontrollstempel bekomme. Die nette Verkäuferin an der Kassa ist sichtlich begeistert, als ich ihr von meiner Wanderung erzähle. Zum längeren Plaudern bleibt aber keine Zeit, denn ich habe noch einen weiten Weg vor mir.
Der Weg führt jetzt wieder bergauf. Bei Oberrudersbach treffe ich eine Familie bei der Erdäpfelernte. Hier leistet auch noch ein alter Steyr-Traktor seinen Dienst, der Großteil der Arbeit erfolgt aber händisch.
In Reichenau muss ich dann eine Entscheidung treffen: entweder fahre ich mit dem Bus nach Linz zurück, oder ich gehe weiter, was grundsätzlich ja nicht so ein Problem wäre. Allerdings handelt es sich bei der folgenden Etappe um die Längste des MLW - laut Beschreibung sollen es 13 km sein – und den Bus sollte ich auch noch erreichen. Ich rechne schnell die ungefähre Gehzeit aus und mache mich dann auf den Weg, Ziel ist Trosselsdorf.
Zum weiteren Routenverlauf kann ich nur soviel sagen: er ist der Schönste des bisherigen Weges. Der 150er führt hier durch eine wunderbare Landschaft. Ich gehe durch fast nordisch anmutende Wälder, dann wieder neben Feldern und Wiesen. Der Weg passt sich hier in idealer Weise der Landschaft an, nicht umgekehrt.
Am späten Nachmittag erreiche ich Trosselsdorf. Leider hat das Mostmuseum heute geschlossen, also entfällt die geplante Rast (und Stempel bekomme ich auch keinen).
Schon etwas müde setzte ich meinen Weg zur Bushaltestelle Matzelsdorf fort. Nach etwa 9 Stunden und 34 km stehe ich bei der Haltestelle und warte auf den Bus. Der Lärm von den ständig vorbeifahrenden LKWs ist ungewohnt und fast nicht auszuhalten, besonders nach der Ruhe des heutigen Tages.