Fast oben / 19.12.2015

Frühling im Tal, die Blumen sprießen wo normalerweise um diese Jahreszeit eine dicke Schneedecke liegt. Aber was ist heutzutage noch normal? Sicher nicht, dass mit enormen Aufwand Kunstschnee produziert wird. Aber so eine Enegieverschwendung wird uns sicher noch vergehen.

Etwas unterhalb vom Rohrauergut parke ich das Auto. Es ist noch nebelig als ich den Wald betrete und auf dem anfangs etwas verwachsenen Steig langsam an Höhe gewinne. Bald passiere ich einen augetrockneten Graben, der von fast senkrechten Felswänden begrenzt ist. Den sollte ich mir im Frühjahr nach der Schneeschmelze ansehen. Mit zunehmender Höhe lichtet sich der Nebel und die Sonne gewinnt eindeutig die Oberhand.

Kurz vor der Kogleralm verlasse ich den markierten Weg. Der nun folgende Steig ist aber gut ausgetreten und zahlreiche Stoamandl lassen keine Zweifel an der Orientierung aufkommen. Beim Punkt 1442 komme ich dann erstmals mit Schnee in Berührung. Leider ist er hier von der unangenehmen Sorte, im Schatten gefroren und dann wieder so nachgiebig, dass ich bis zu den Knien einbreche. Sehr mühsam gelange ich so zum Uwe Anderle Biwak, wo ich mich leicht geschafft auf der sonnigen Hüttenbank niederlasse. Hier ist es gut sitzen, ein wunderbarer Platz.

Die Gehzeit auf den Hoch Sengs wird hier mit einer Stunde angegeben, etwas knapp wenn man ständig im Schnee einsinkt. Das größere Problem stellt aber die Querung unterhalb vom Gipfel dar. Ich bin mir nicht sicher, ob der Schnee dort wirklich hält. Auf einen Versuch will ich es aber nicht ankommen lassen, also probiere ich die direkte Variante zum Grat hinauf.

Ich folge schwach ausgeprägte Spuren zwischen Latschen und Felsen, die sich aber wenig später als Gamsspuren herausstellen. Die letzten Meter bis zum Grat schaffe ich auch noch, aber dann ist für mich endgültig Schluss. Das Kreuz in Sichtweite drehe ich 30 Meter unterhalb vom Gipfel um. So eine luftige Kraxlerei ist nichts für mich. Vorsichtig steige ich wieder ab und trete den langen Rückweg ins Tal an.

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