Zurück in den Winter / 7.5.2016

Manche verlängern den Sommer durch eine herbstliche Reise in den Süden. Es geht aber auch in die entgegensetzte Richtung. Winterverlängerung heißt das Zauberwort, bei dem manchen ziemlich schnell das Gesicht einfriert.

Mit den Scheeschuhen am Rucksack steige ich also vom frühlingshaften Offensee zur Rinnerhütte auf. An einigen Stellen fließen kleine Bäche herunter und ein im Sommer meist ausgetrockneten Wasserfall ist heute schon von weitem zu hören.

Rinnerboden. Hier beginnt der Winter. Ich gehe nun mit den Schneeschuhen, übrigens als einziger. Alle andere Wanderer stapfen mehr oder weniger tief einsinkend bis zum zugefrorenen Wildensee. Meinen ursprünglichen Plan ans andere Ende zu gehen um dort ein Foto zu machen, lasse ich aber bleiben.

Nach kurzer Rast beschließe ich den steilen Rücken hinter dem See aufzusteigen, um von dort ein Foto vom See zu machen. Das Unterfangen ist aber anstrengender als erwartet. Natürlich ist kein Spur vorhanden und ich frage mich langsam, wo die vielen verkauften Scheeschuhe eigentlich verwendet werden. Hier jedenfalls nicht (am Warscheneck übrigens auch nicht). Nach einigen Fehlversuchen die in Latschensackgassen enden, schaffe ich doch das Steilstück und erreiche flacheres Gelände. Auf Grund der bereits fortgeschrittenen Zeit mache ich mir aber keine Hoffnung mehr, den Gipfel noch zu erreichen. Als Zeitlimit habe ich mir 14 Uhr gesetzt, dann kehre ich um.

So stapfe ich also dahin, umrunde kleine Latschenhügel und Mulden (Dolinen?) und komme so langsam aber sicher höher. Plötzlich scheint der Gipfel doch wieder in Griffweite zu sein. Jetzt so nahe vor dem Ziel soll ich umkehren? Nein, die letzten Meter schaffe ich auch noch. Plötzlich verschwindet die Sonne und eine mächtige Gewitterwolke trifft zeitgleich mit mir beim mächtigen eisernen Gipfelkreuz ein. Der perfekte Blitzableiter. Ich mache schnell ein Foto und verlasse fluchtartig den Gipfel. Mittlerweile hat auch leichter Graupelschauer eingesetzt, es wird schnell kalt und die Sicht schlechter. Umso schneller steige ich ab und wie zum Hohn liegt nach einer halben Stunde der Gipfel wieder in der Sonne.