Bell 206 / 14.10.2018

Altaussee. Ich schultere den schweren Rucksack und wie immer kommt mir der gleiche Gedanke vor einer Mehrtagestour: kann ich so viel Gewicht so lange tragen? Abgewogen habe ich ihn nicht, aber er wird etwa 12 kg mit Trinkwasser schwer (andere sagen leicht) sein. 

Zum Aufwärmen – was bei den fast sommerlichen Temperaturen nicht notwendig wäre – mische ich mich unter die Sonntagsausflügler die den Altausseer See umrunden. Nach zweieinhalb Kilometer Promenadenweg biege ich aber in die Einsamkeit des Toten Gebirges ab. Forststraßen und Waldwege wechseln nun ab, ehe es beim Hochklapfsattel alpin wird, wobei sich die Bezeichnung „alpin“ nur auf die Existenz von Latschen und nicht auf das Vorhandensein von Schwierigkeiten bezieht.

Nach einem kurzen Abstieg erreiche ich eine weite Almfläche, die jetzt im Herbst wie ausgestorben wirkt. Die Quellen sind eingewintert, das Vieh ist schon im Tal. Bei den nahen Augstwieshütten eine ähnliche Situation. Nur bei einer Hütte sind Geräusche zu hören, vermutlich werden die letzten Vorbereitungen für den Winter getroffen. Denn der kann hier schnell einfallen.

Es war auch im Winter, als bei der nahen Henaralm ein Hubschrauber vom Typ Bell 206 abgestürzt ist. Beide Piloten sind damals ums Leben gekommen. Am Unglücksort befindet sich ein aus dem Hauptrotorblatt errichtetes Gedenkkreuz, das vom Wanderweg aus nicht zu sehen ist. Ohne diesen Hinweis hätte ich den Platz allerdings nicht gefunden. 

Am späten Nachmittag komme ich zum unbewirtschafteten Appelhaus, wo ich gemeinsam mit zwei Steirern den schlichten, aber gut beheizbaren Winterraum beziehe. Für Getränke und ausreichend Heizmaterial hat der Hüttenwirt gesorgt, der entsprechende Geldbetrag ist in eine am Fensterbrett angeschraubte Kassette einzuwerfen. Bedingt durch die allgemeine Müdigkeit fällt der Hüttenabend sehr kurz aus. Schon um halbneun verkriechen wir uns in die Schlafsäcke. 

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