Im Mostviertel / 17.6.2020

Strengberg. Mit diesem Namen habe ich bisher nur eine Steigung auf der Westautobahn in Verbindung gebracht. Auch die legendäre B1 führt durch den Ort. Und noch ein Weg streift diese kleine Marktgemeinde, es ist der Jakobsweg.

Nach einem kurzen Kirchenbesuch (Pilgerstempel!) gehe ich um 9 Uhr los. Mein Tagesziel ist Asten, wo ich im Vorjahr die Etappe begonnen habe. Ich hänge also wieder ein Stück an im Sinne "... zu Fuß durch Österreich."

Heute herrscht ideales Wanderwetter. Es ist leicht bewölkt und nicht zu heiß. Kurz nach Strengberg biege ich von der wenig befahrenen B1 ab und gehe nun durch eine wunderbare Landschaft vorwiegend auf Feldwegen und wenig befahrenen Nebenstraßen. Die Gegend wirkt irgendwie verlassen, nur ab und zu ist in der Ferne ein Fahrzeug zu sehen, meistens ist es ein gelbes Postauto oder ein kleiner LKW. Die Menschen sind auswärts in der Arbeit, die Häuser leer.

Ich komme an vorwiegend großen und gepflegten Bauernhöfen vorbei. Die Maschinen stehen in den riesigen Hallen, offenbar gibt es derzeit wenig zu tun. Das wird sich in der Erntezeit wohl schlagartig ändern.

Nach 9 km macht sich langsam ein Hungergefühl bemerkbar, jetzt wäre ein Pause willkommen. Und wir gerufen komme ich wenig später zu einer Wegkreuzung mit einer Bank. Ich bin vorerst noch skeptisch, ob es hier an der Straße wirklich so gemütlich ist. Nach einer halben Stunde steht aber fest: hier ist wirklich nichts los, kein Auto, kein Traktor, nur drei Radfahrer. Stille.

Ausgerastet und gestärkt gehe ich weiter. Mittlerweile ist die Sonne herausgekommen und es wird warm. Ein kurzes Waldstück spendet etwas Schatten.

Je weiter ich nun nach Westen komme, desto dichter ist das Gebiet besiedelt, was sich auch optisch (nicht immer zum Vorteil) bemerkbar macht. Interessant ist es aber dennoch zu sehen, wo und wie die Menschen hier leben und arbeiteten. Aber zum Glück verläuft der Weg nicht durch die von Weitem sichtbaren Anlagen des Ennshafens, sondern abseits nach Ennsdorf.

Ennsbrücke. So einfach kann ich hier von einem Bundesland in ein anderes wechseln, das war nicht immer so. Und dass diese Freiheit nicht so selbstverständlich ist, wurde uns aus einem anderen Grund in den letzten Wochen klar.

Langsam gehe ich die steile Straße zum Stadtplatz hinauf. Für einen Rundgang durch die älteste Stadt von Österreich fehlt mir nach 25 km die Motivation, auch auf den geplanten kurzen Abschnitt bis nach Asten verzichte ich und ziehe dafür einen Bahnhofskaffee vor.

Bilder