Mariazellerweg – 7. Etappe / 10.8.2012


Heute muss ich mich entscheiden. Zwei Varianten des Weges stehen zur Auswahl. Entweder durch die Ötschergräben, oder die etwas kürzere südlichere Route über den Zellerrain. Ich wähle die Variante durch die Schlucht.

Beim Verlassen des Schutzhauses ist es bedeckt, in der Ferne gehen erste Regenschauer nieder. Auch das gehört zum Wandern, es kann nicht nur die Sonne scheinen. Rasch erreiche ich den Riffelsattel und folge nun einem steilen Weg bis zu einer Forststraße. Mittlerweile haben mich die Regenwolken eingeholt, erstmals kommt jetzt der kleine Schirm zum Einsatz. Der leichte Nieselregen hat irgendwie eine beruhigende Wirkung, fast meditativ gehe ich so einige Kilometer dahin.

Die Abzweigung in die Gräben ist nicht zu übersehen, auf dem teilweise steilen Pfad steige ich bis zum Talgrund hinunter. Der Regen hat nun wieder aufgehört, die Luft ist wie rein gewaschen. Der Weg wird nun schmäler, teilweise ausgesetzt schlängelt er sich dem Bachlauf folgend durch eine zerklüftete Landschaft. An einigen Stellen sollte man besser nicht ausrutschen (ich habe mir zum Stolpern daher eine günstige Stelle ausgesucht). Beim Ötscherhias, eine kleine Jausenstation, die auch von anderen Richtungen erreicht werden kann, überquere ich den Bach und steige - anfangs steil - zum Erlaufstausee hinauf.

Eine Stunde später erreiche ich Mitterbach, wo ich NÖ verlasse und steirischen Boden betrete. Auf den Wegweisern ist jetzt erstmals die Gehzeit bis nach Mariazell angegeben, ein untrügliches Zeichen, dass ich dem Ziel meiner Wanderung bereits nahe bin. Der Weg verläuft immer noch abseits der Hauptstraße, teilweise durch Wald, dann wieder über Wiesen, bis der außerhalb vom Ort gelegene Bahnhof in Sicht kommt. Auf einem schönen Fußweg (Bahnpromenade) nähere ich mich dem Zentrum des Ortes, die markante Basilika ist bereits zu sehen. Einmal noch die Hauptstraße B20 überqueren, und dann biege ich zum Hauptplatz ein. Punkt 14 Uhr stehe ich vor der Kirche, und die Glocken läuten zu meiner Begrüßung.

Auf einer Bank am Vorplatz lasse ich die Stimmung auf mich wirken, zahlreiche Besucher, darunter auch einige Pilger (zu Fuß oder mit dem Rad) tummeln sich am Kirchenplatz. In der Kirche dann ein ähnliches Bild, wobei eine besondere Stimmung, Erleuchtung oder ähnliches bei mir nicht aufkommt. Der Wirbel ist hier einfach zu groß.

Beim anschließenden Rundgang um die Kirche wird mir dann bewusst, wie kommerziell es hier zugeht. Der angebotene Ramsch findet sich anders beschriftet wohl überall auf der Welt. Dennoch empfinde ich eine gewisse Befriedigung diesen Ort aus eigener Kraft erreicht zu haben.

Kurz vor 16 Uhr setzt sich die betagte E-Lok der Mariazellerbahn in Bewegung. Für die 85 km nach St. Pölten benötigt der Zug zweieinhalb Stunden, anschließend geht’s mit 200 km/h auf der Westbahn etwas zügiger nach Linz zurück.

Zusammenfassung der 7. Etappe:
Äußerst abwechslungsreich, fast nur Waldwege und Forststraßen. Lediglich kurz vor Mariazell beginnt der Asphalt. Etwa 25 km, nur ein kurzer Anstieg zum Erlaufstausee.

Schlussworte

Ich möchte keinen der rund 180 Kilometer des Mariazellerweges missen, angefangen von der scheinbar endlosen Durchquerung von Linz, bis zu den wilden Gräben des Ötschers. Überall sind mir freundliche Menschen begegnet, und kein einziger Hund hat mich angebellt. Nur eine Frage blieb unbeantwortet: welcher Weitwanderweg folgt nun.

Bilder