Der Umweg ist das Ziel / 28.10.2015

Gut geschlafen, gut gefrühstückt und nach dem Aufräumen des Winterraumes sind wir schon wieder weg. Die Hütte liegt noch im Schatten, der Boden ist gefroren, es ist bitterkalt. Doch bereits nach fünf Gehminuten stehen wir in der Sonne. Beim sogenannten "Dachsteinblick" - ein schöner Aussichtsplatz westlich der Hütte - verstauen wir Handschuhe und Mütze wieder im Rucksack und beginnen unseren Aufstieg zum Hochkogel.

Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, wie mühsam der Weg zum Gipfel sein wird, wäre ich wohl umgekehrt. Anfangs folgen wir einem schwach ausgeprägten Pfad durch die Latschen und überwinden so relativ entspannt die erste kurze Steigung. Dann endet das Latschendickicht und eine Karstlandschaft der Sonderklasse breitet sich aus. Die spärlich vorhandenen Stoamandl verlieren wir irgendwann aus den Augen und so suchen wir uns einen halbwegs gehbaren "Weg" in Richtung Gipfel. Und dabei sind wir gar nicht einmal so schlecht. Ohne nennenswerte Umwege schaffen wir die 450 Höhenmeter in 2 Stunden. Der Lohn der Mühen: ein tolles Panorama nach allen Seiten und eine Erstbesteigung.

Der Abstieg zum Abblasbühel wird dann nochmals spannend. Wir kennen das Gelände nicht, lediglich die Höhenschichtlinien auf der sehr genauen AV-Karte stimmen uns optimistisch. Sehr steil dürfte es nicht werden. Vorerst gehen wir dem Kamm entlang, dann zeigt mir mein GPS einen Track weiter rechts (westlich) an, dem wir folgen. Den Latschengürtel bewältigen wir problemlos und bald stehen wir unten beim markierten Weg. Beim Blick zurück stellen wir aber fest, dass die direkte Linie, also dem Kamm noch besser gewesen wäre.

Kurzer Aufstieg, dann machen wir eine längere Pause zwischen Scheiblingkogel und Salzofen. Unseren ursprünglichen Plan, direkter Abstieg (weglos) zum Dreibrüdersee, haben wir mittlerweile verworfen. Wir wollen heute keine Experimente mehr wagen, und so nehmen wir den Normalweg. Ruhig ist es beim See, eine angenehme Stille. Auffallend ist der niedrige Wasserstand, eine Folge des trockenen Sommers.

Bis zur Gößleralm begleitet uns noch die Sonne, dann wird es aber rasch finster. Anfangs kommen wir im letzten Tageslicht noch gut vorwärts, im Wald ist aber ohne Lampe kaum ein Weiterkommen möglich. Und zum Abschluss übersehen wir auch noch eine Abzweigung, was uns etwa 2 zusätzliche Kilometer beschert. Nach gut neun Stunden stehen wir wieder am Ausgangspunkt unserer Tour.

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