Eine gewisse Ausdauer sollte man für diese Tour schon mitbringen. Es ist weniger die Wanderung, sondern vielmehr die entschleunigte Anreise mit der Bahn, die so überhaupt nicht mehr in unsere hektische Zeit passt. Dafür fährt man kurvenreich durch eine wunderbare Landschaft, kann das Fenster öffnen und staunen, riechen und den Fahrtwind spüren (dass Pendler das völlig anders sehen, liegt auf der Hand).
Pünktlich komme ich in Aigen-Schlägl an. Die Fahrgäste kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Eine zeitlang beobachte ich noch das Rangiermanöver in der kleinen Station, dann gehe ich los. Vor über 40 Jahren bin ich hier auf Landschulwoche gewesen, damals auch mit dem Zug angereist. An den Marsch zur Jugendherberge kann ich mich nicht mehr erinnern, wohl aber an manche Erlebnisse während dieser Woche.
Meine Wanderung führt zunächst zum Ortsteil Waldhäusl, wo ich - nomen est omen - den Waldrand erreiche. Mäßig ansteigend gewinne ich nur langsam an Höhe und erreiche nach gut einer Stunde das Studentenkreuz, das sich schon in der Nähe der Herberge befindet. Das mächtige Stifterdenkmal liegt dann gleich "um die Ecke" neben dem renovierten Haus. Eine kurze Pause, dann gehe ich weiter nach Grünwald. Am Weg dorthin komme ich zu einer europäischen Wasserscheide, nichts Spektakuläres, aber doch von weitreichender Bedeutung. Entscheidet sich doch hier, ob ein Wassertropfen zur Nordsee, oder ins Schwarze Meer gelangt.
Wenig später komme ich mit zwei Frauen ins Gespräch. Ihren alten Traktor habe ich schon von Weitem gehört und gesehen. Sie warem damit auch schon am Glockner (Anfahrt 2 Tage, dagegen ist meine Zugfahrt schon fast Raserei). Ich mache einige Fotos und setze meinen Weg fort
Gegen Mittag stehe ich am höchsten Punkt, bescheidene 1077 m über dem Meer. Dennoch gibt's hier eine feine Aussicht bis weit nach Tschechien. Und noch etwas hat der Bärenstein zu bieten: es ist der Ausgangspunkt des 10ers, ein Weitwanderweg vom Böhmerwald bis zu den Karnischen Alpen (Rupertiweg). Ein neues Wanderprojekt nimmt hier seinen Anfang.
Beim Rückweg (oder besser gesagt bei der ersten kurzen Etappe am 10er) mache ich noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt Hochbuchet sowie zum Liebesfelsen (Geocache gehoben). Dann gehe ich am sogenannten Waldsteig zur Michaelsquelle mit angeschlossenem Kneippbecken und weiter nach Aigen, wo ich im Bärnsteinhof neben dem ersten Kontrollstempel auch ein frisch gezapftes "Schlägler" bekomme.
Fazit: die neuen Schuhe passen, keine Blasen und/oder Druckstellen.
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