Nirneckgrube / 15.10.2019

Nach neun Stunden Schlaf werfe ich einen Blick aus dem Fenster: es ist wolkenlos, ein perfekter Tag kündigt sich an. Mit dem kleinen Gaskocher erhitze ich etwas Wasser für den Frühstückskaffee, den ich auf der Hüttenbank mit grandiosem Dachsteinblick genieße.

Anschließend bringe ich den Winterraum wieder in den Zustand, wie ich ihn gestern vorgefunden habe. Das Geld für Übernachtung, Brennmaterial und Getränke werfe ich in eine verschraubte und versperrte Kassette am Fensterbrett.

Um 8:45 gehe ich los. Der Rucksack fühlt sich heute irgendwie weniger schwer an, obwohl er kaum an Gewicht eingebüßt hat. Wahrscheinlich hat sich der Körper schon an die Last gewöhnt.

Für den Rückweg habe ich mir den Weg 234 ausgesucht, der laut Karte immer zwischen 1600m und 1700m zur Trisslwand führt. Bis zur Abzweigung (etwa 1 Km nach der Brunnwiesalm) gehe ich meistens neben der Materialseilbahn ohne nennenswerten Höhenunterschied. Das sollte sich aber bald ändern. Die Landschaft wird unübersichtlich, zahlreiche kleine und auch größere Hügel - vorwiegend dicht mit Latschen bewachsen - sind zu umgehen oder zu besteigen. Der markierte, aber anscheinend nicht oft begangene Pfad schlängelt sich munter dahin, von einem Hügel in die nächste Senke und anschließend wieder bergauf, um dann wieder in eine Grube abzufallen. Ein besonders einsames Exemplar ist die Nirneckgrube, die an Abgeschiedenheit und Aussichtslosigkeit schwer zu übertreffen ist.

Apropos Aussicht. Die gibt es erst wieder ab der Schoberwiesalm. Eine Steigerung folgt dann noch auf der Trisslwand, die etwas abseits vom Weg liegt. Diesen lohnenden Abstecher lasse ich mir trotz der knappen Zeit nicht entgehen. Der Tiefblick hinunter zum Altausseersee ist atemberaubend, der Fernblick zum Dachsteingletscher leider mit Ablaufdatum.

Zügig steige ich nun zum Tressensattel ab. Schneller als erwartet bin ich unten, trotz der vielen Fotostopps. Der herbstlich verfärbte Wald ist hier wirklich unbeschreiblich schön, wie aus dem Prospekt eines Tourismusverbandes. Es folgt ein kurzer Abschnitt am Sattelsteig, dann komme ich schon nach Puchen, wo ich rechtzeitig den Bus zum Bahnhof erreiche.

Bilder