Der Ybbs entlang / 15.9.2020

Im großen Frühstücksraum fühlt man sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Es ist wahrscheinlich die Kombination aus Mobiliar, Geschirr (Lilienthal) und Raumhöhe. Dazu passt auch die Freundlichkeit der Gastgeberin, ein ältere Dame die interessante Geschichten über das Haus erzählen kann. Und direkt neben dem Garten liegen auch noch die Schienen der aufgelassenen Schmalspurbahn von Waidhofen nach Lunz (heute eine Museumsbahn bis Göstling).

Ein Teil der Stecke wird mittlerweile anders genutzt. Sinnvollerweise wurde die alte Trasse nicht dem Straßenverkehr geopfert, sondern ein wunderbarer Radweg angelegt. Ein den natürlichen Gegebenheiten angepasster Verlauf, kleine Rastplätze und das gänzliche Fehlen von Steigungen machen als Radeln zum Vergnügen.

Nach Waidhofen ändert sich das Bild. Die Berge werden niedriger, die Ybbs ist kaum mehr zu sehen. Die Gegend ist jetzt auch viel dichter verbaut, leider nicht immer zum Vorteil. Der Lärm vom zunehmenden Verkehr macht mir die Entscheidung leicht, dass ich hier nicht bis Amstetten radeln will. Bei Kematen verlasse ich den Ybbstalradweg. Mein Plan: einfach in nordwestlicher Richtung radeln und irgendwo an der Westbahn einen Zug nach Hause besteigen.

Ohne genaue Karte sind einige Umwege praktisch vorprogrammiert. In Anbetracht des schönen Wetters nehme ich diese aber in Kauf, auch wenn ich manchmal wieder umkehren muss (besonders ärgerlich nach einem Anstieg). Auf diese Weise lerne ich auch einen Lagerplatz der Asfinag mit direkter Zufahrt auf die A1 kennen. So leicht könnte ich zum Geisterradler werden.

Kurz nach vier habe ich die lange Steigung nach Strengberg hinter mir. Zu meiner Überraschung ist die B1 wenig befahren, manchmal habe ich die Straße mehrere Kilometer für mich alleine.

Oberösterreich kommt näher und irgendwann auch der Gedanke bis nach Hause zu fahren. Der starke Rückenwind erleichtert mein Unterfangen und so schaffe ich tatsächlich auch noch die restlichen Kilometer. Beim Abstellen des Rades ein letzter Blick auf den Tacho: 145 km, ein persönlicher Rekord.

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