Grenzerfahrung / 7.12.2017

Der Titel klingt dramatisch. Man könnte fast annehmen, ich hätte etwas Außergewöhnliches überstanden, so etwa in die Richtung "mit dem Fahrrad zum Südpol". Dabei bin ich nur mit den Schiern auf einen Berg gestiegen, auf dem zufällig eine Staatsgrenze verläuft.

Bei -7° beginnen wir (Martin und ich) zügig die Tour beim Parkplatz Heutalbauer. Bereits nach wenigen Minuten erreiche ich die Betriebstemperatur und drossle das Tempo. Zuerst durch den Wald, später mit schönen Ausblicken steigen wir in Richtung Gschwendteralm auf.

Am ersten Gipfel, dem Peitingköpfl, stehen wir nach einer Gehzeit von 1:50 bei angenehmer Temperatur und Windstille. Ein tolles Panorama entschädigt für das zeitige Aufstehen und die doch lange Anreise in diese Gebiet. Aber es sollte noch besser kommen. Schattseitig fahren wir rund 200 hm ab und erwischen teilweise sogar noch unverspurte Abschnitte, ein Pulvertraum.

Unser nächstes Ziel ist das Sonntagshorn, etwa 450 hm über uns, ein Paradeaussichtsberg. Wir fellen nochmals an und steigen langsam höher. Der schwere Rucksack und die verbesserungswürdige Kondition zwingen mich zu einem langsamen Tempo. Ich werde wohl etwas mehr trainieren müssen um mit Martin auch nur einigermaßen mithalten zu können.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir den Gipfel. Ich bin froh es geschafft zu haben, Martin zündet sich entspannt eine Marlboro an.

Fürs obligate Gipfelfoto stelle ich mich zum Kreuz und verlasse kurz das Staatsgebiet, was mir aber erst im Nachhinein beim genauen Betrachten der Fotos bewusst wird. Denn es gibt hier wirklich viel zu schauen. Im Norden der Chiemsee, im Osten das Tote Gebirge, vor mir ausgebreitet zahllose Gipfel die ich nicht kenne. Ganz hinten schaut der Großglockner hervor, das markante Kitzbühelerhorn ist ebenfalls zu sehen. Ein Leben würde wohl nicht ausreichen alle Berge zu besteigen.

Abfahrt. Erwartungsgemäß nicht so toll wie die Aussicht, fast schon pistenähnliche Verhältnisse, dafür praktisch keine Lawinengefahr. Viel zu schnell kommen wir zur Hochalm. Während Martin noch gut 400 hm zum Hirscheck aufsteigt, mache ich es mit bei der kleinen Kapelle gemütlich. So ein Sonnenbad mit Blick auf den Wilden Kaiser und die verschneiten Almhütten ist mir heute lieber als ein dritter Gipfel.

Zum Abschluss dann noch eine schöne Abfahrt zum Ausgangspunkt zurück. Kein Steinkontakt, sturzfrei, und mit vielen Eindrücken endet hier meine erste Tour in den Chiemgauer Alpen.

Bilder