Schaffe ich das? / 28.6.2021

Eine Fahrt über 150 km ohne "Tanken" müsste möglich sein. Und mein Ziel liegt knapp über dieser Marke. Also starte ich optimistisch und mit vollem Akku kurz nach 6 Uhr mit einer kurzen Bergabfahrt. Um diese Zeit ist es auch im Randbereich der Stadt noch ruhig.

Um Strom zu sparen schalte ich nach der ersten kurzen Steigung aufs Harter Plateau die Unterstützung komplett aus. Auf der Ebene komme ich auch mit Muskelkraft zügig voran.

Ich habe mir vorgenommen, viel und regelmäßig zu trinken, auch wenn ich noch keinen Durst habe. So ist es keine Überraschung, dass ich bereits in Wels einen Liter Wasser verbraucht habe.

Ich befinde mich immer noch am Traunweg, der in Lambach ins Salzkammergut abzweigt. Hier wechsle ich auf den Römerweg und radle nun einige Kilometer entlang der Ager. Es ist ein schöner und vor allem meist schattiger Abschnitt bis Schwanenstadt.

Jetzt macht sich erstmals mein Magen bemerkbar, der vorsichtig auf Kalorienzufuhr drängt. In Attnang erspähe ich aus dem Augenwinkel eine kleine Bäckerei, was mich zu einer stärkeren Bremsung veranlasst. Mit frischem Gebäck und etwas Süßem (natürlich nur für den Zuckerspiegel) radle ich nach fünf Minuten weiter. Jetzt noch eine schattige Bank finden, das wäre was. Und wie gerufen ist sie plötzlich da, die rote Bank am schattigen Waldrand.

Bis hierher bin ich über 60 km praktisch ohne Stromverbrauch gefahren, und die theoretische Reichweite liegt noch weit über 100 km. Das sollte sich also locker ausgehen und so gönne ich mir ab jetzt die Unterstützung mit der geringsten Stufe. Das ist auch notwendig, denn es wird jetzt immer heißer und die Steigungen (wenn auch nur kurz) werden langsam mehr.

In Frankenmarkt verlasse ich den Römerweg und muss mich ab jetzt auf meine eigenen Navigationskünste verlassen. Die Route habe ich mir zwar schon vorher auf der Karte angesehen. In der Natur sieht es aber dann manchmal doch etwas anders aus. Im Großen und Ganzen komme ich aber ohne Umwege meinem Ziel langsam näher.

Die jetzt vermehrt vorhandenen Steigungen bewältige ich relativ locker mit etwas mehr Schub. Die Straßen sind jetzt auch kurvenreicher als gedacht. So rasch komme ich jetzt nicht mehr vorwärts. Und natürlich macht sich jetzt auch die Müdigkeit bemerkbar.

Aber langsam wird mir die Gegend wieder vertrauter. Hier bin ich teilweise schon am Rupertiweg gewandert. Und dann komme ich nach Haigermoos und sehe an der einzigen Kreuzung das erlösende Hinweisschild: Ernsting 3 km. Und es geht jetzt auch noch leicht bergab. Mit Genuß radle ich die letzten Kilometer meinen Ziel entgegen. Nach 153 km stelle ich das Rad mit halbvollem Akku ab.

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