Höllengebirge - Die Überschreitung / 29.10.2021

Gut ausgeschlafen gehe ich in die gemütliche Stube, wo das Frühstücksbuffet schon hergerichtet ist. Was für ein Luxus um lediglich 35,- Euro zusammen mit dem vorzüglichen Abendessen (3 Gänge). Der Platz im Lager kostet 12,- Euro für AV-Mitglieder. Hüttenpächter:innen werden so wohl kaum reich werden.

Ich lasse mir viel Zeit und überlege, wie ich den Tag möglichst sinnvoll nutzen könnte. Der ursprüngliche Plan A sieht vor, dass ich die Eiblgupfrunde mache und dabei auch noch das am Weg liegende Hochhirn besteige. Abstieg dann nach Langwies. Plan B ist schon etwas ambitionierter. Überquerung zum Hochleckenhaus und Abstieg entweder zur Taferlklause oder nach Seefeld/Attersee. Und dann geistert auch noch Plan C im Hinterkopf herum. Dazu komme ich später. Auf Grund des herrlichen Wetters entscheide ich mich für vorerst für Plan B.

Kurz nach dem Aufbruch stehe ich auch schon am ersten Gipfel des Tages. Es ist der Mittlere Kesselgupf und liegt direkt am Weg zum Eiblgupf. Sozusagen ein Berg zum Aufwärmen. Gipfel Nr. 2 ist ebenfalls keine besondere Herausforderung. Den Eiblgupf habe ich vor vielen Jahren schon einmal besucht, die Erinnerung ist allerdings schon verblasst. Erwähnenswert ist jedenfalls die herrliche Aussicht nach allen Richtungen.

In einem weiten Bogen komme ich wieder zum Hauptweg (E4, 04, 06). Den Brunnkogel (nicht jener mit dem imposanten Kreuz) umgehe ich nördlich und komme nun zur Schlüsselstelle der Tour. Es ist eine etwa 20 - 30 Meter lange Querung. Obwohl technisch keinesfalls anspruchsvoll wäre hier ein Stolpern oder Ausrutschen fatal. Rechts geht es nämlich ziemlich steil in den Abgrund. Aber das sieht man zum Glück nicht. Erst aus der Ferne kann man diese kurze Stelle besser beurteilen.

Kurz danach komme ich zur einzigen Quelle des Tages. Nur spärlich tröpfelt hier das Wasser aus einem Rohr. Aber mit etwas Geduld kann ich doch meine beiden Behälter füllen.

Gipfel Nr. 3 ist der Grünalmkogel. Der Aufstieg sind sehr mühsam. Das Gelände ist zerfurcht von Gräben. Hier einen normalen Gehrhytmus zu finden, ist kaum möglich. Eine Stunde benötige ich bis zum Gipfel, den ein eigenartiges "Kreuz" ziert. Erst im Nachhinein wird mir der Sinn etwas klarer.

Es folgt der Abstieg in den Pfaffengraben und der Aufstieg (knapp 300 Höhenmeter) zum Fuße des Jagerköpfl. Diesen Gipfel erspare ich mir aber heute, zumal ich im September schon oben war.

Zum geschlossenen Hochleckenhaus komme ich kurz nach 15 Uhr. Mein erster Weg führt zum angeblich immer offenen Winterraum. Und tatsächlich ist die Türe nicht versperrt. Der kleine Raum wirkt sehr aufgeräumt, Bier und Brennholz sind vorhanden. Damit tritt nun Plan C in Kraft. Ich werde hier nächtigen und morgen meinen Weg nach Weissenbach fortsetzen.

Völlig entspannt gönne ich mir ein Bier. Die Zeit auf der sonnigen Terrasse vergeht dabei wie im Flug. Die vier Bergsteiger:innen, mit denen ich mich gut unterhalten habe, treten am späten Nachmittag den Abstieg an. Nun bin ich auf mich alleine gestellt.

Ich mache mich nun ans Einheizen, was mangels Hacke kein einfaches Unterfangen ist. Mit dem Taschenmesser schneide ich ein paar Späne von den dicken Buchenscheitern ab und versuche diese zu entzünden. Der erste Versuch misslingt, doch dann kommt mir eine zündende Idee. Mit dem Brennstoff vom Esbitkocher müsste es gehen.

Wenig später knistert es im Ofen. So ein Trockenbrennstoff ist Goldes wert. Innerhalb einer Stunde steigt die Raumtemperatur von 9 auf 15 Grad an.

Das anschließende Abendprogramm ist sehr überschaubar: Sonnenuntergang ansehen, Suppe kochen, Holz nachlegen. Um 20:30 ist Hüttenruhe.

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