Ganz oben / 7.12.2016

Punkt 5 Uhr läutet der Wecker. So richtig tief habe ich nicht geschlafen, es war mehr ein Halbschlaf, vermutlich höhenbedingt (an den vier Spanierinnen lag es jedenfalls nicht). Das Frühstück besteht aus den altbewährten Mannerschnitten, auf den Maschinenkaffee verzichte ich aber.

Um 5:30 gehe ich alleine los. Vor mir sind in einiger Entfernung die Stirnlampen der Frühaufsteher zu sehen, hinter mir ist es noch ruhig und finster, über mir befinden sich tausende von Sternen. Im Lichtkegel der Lampe steige ich langsam höher, muss aber bald das Tempo drosseln. Das Gehen in der Finsternis ist ungewohnt, aber nicht unangenehm. Bald werde ich von einer nach mir aufgebrochenen Gruppe eingeholt. Ich lasse sie vor, mache einige Fotos, und sie verschwindenn in der Dunkelheit. Ganz bewusst gehe ich gleichmäßig langsam und kann so den Puls niedrig halten.

In der Ferne sind die Lichter von Puerto de la Cruz zu sehen, und im Osten ist kündigt sich die Morgendämmerung an. Aber noch ist es dunkel, als ich zur Abzweigung zum Mirador de la Fortaleza komme. Nun geht es fast eben zur Bergstation der Seilbahn weiter, dann wird es nochmals steil. Eine gute halbe Stunde noch, dann stehe ich wenige Meter vor dem Gipfel. Warmer Dampf steigt aus den Fumarolen neben mir auf, der Berg atmet.

Ich habe noch 20 Minuten Zeit bis zum Sonnenaufgang, Zeit zum Genießen, Schauen und Staunen. Um 7:36 dann der erste Sonnenstrahl, die Leute jubeln, eine unbeschreibliche Stimmung macht sich breit. Und fast unbeachtet entsteht im Westen der berühmte Teide-Schatten über der Insel la Palma.

Leider ist die Verweildauer am Teide zeitlich begrenzt. Einerseits muss bis 9:00 der Gipfel verlassen werden (wegen der Seilbahntouristen), und anderseits steht mir noch ein langer Abstieg von fast 2000 HM bevor. 

Beim Weg zum Pico Viejo steht als Anmerkung "nur für Geübte", was sich aber lediglich auf die Wegbeschaffenheit bezieht, nicht aber auf das technische Anforderung. Lose Steine verlangen durchwegs Konzentration beim Gehen, Ausgesetztheit oder gar Absturzgefahr bestehen nicht.

Der kurze Abstecher zum Pico Viejo ist absolut zu empfehlen, und auch der etwas mühsame Übergang zum Pico Sur sollte nicht ausgelassen werden. Die Aussicht ist auf beiden Gipfel grandios.

Mein Zeitlimit ist so wie am Montag wieder 16:00 Uhr, was ich locker einhalten sollte. Wären mir da nicht noch die Roques de Garcia dazwischen gekommen. Besonders die von der warmen Nachmittagssone angestahlte westliche Seite hat es mir angetan. Die muss ich mir noch ansehen. Nicht einkalkuliert habe ich aber den Abstieg bis zum Fuß der sogenannten Kathedrale und logischerweise den damit verbundenen Wiederaufstieg von etwa 100 HM. Aber es geht sich dann doch noch aus. Und beim Bus treffe ich auch wieder meine Zufallsbekanntschaft, die ihren großen (und vermutlich auch schweren) Rucksack nicht nur auf den Teide, sondern eine ganze Woche mit sich trägt, tüchtig.

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